Kenia wartet auf ein Wahlergebnis – Odinga spricht von Betrug

Drei Tage nach den Wahlen in Kenia wartet die Bevölkerung weiter auf ein offizielles Ergebnis. Bislang blieb es in allen Landesteilen friedlich. Die Atmosphäre war jedoch vor allem in den Elendsvierteln der Hauptstadt Nairobi angespannt und es gab Betrugsvorwürfe.

Kalanzo Musyoka aus Odingas Lager spricht am Donnerstag an einer Pressekonferenz in Nairobi von Wahlfälschung und kündigt rechtliche Schritte an (Bild: sda)

Drei Tage nach den Wahlen in Kenia wartet die Bevölkerung weiter auf ein offizielles Ergebnis. Bislang blieb es in allen Landesteilen friedlich. Die Atmosphäre war jedoch vor allem in den Elendsvierteln der Hauptstadt Nairobi angespannt und es gab Betrugsvorwürfe.

Die Spitzenpolitiker riefen die Menschen am Donnerstag zu Geduld und zur Ruhe auf. „Alle Geschäfte sind geschlossen. Die Leute sind besorgt“, sagte Martin Ambale, der im Armenviertel Dandora eine Jugendgruppe leitet.

„Die meisten Leute sitzen in ihren Häusern gebannt vor dem Fernseher“, fügte der Slum-Bewohner Fred Njoroge hinzu. „Sie denken, dass da etwas nicht stimmt, weil die Ergebnisse nicht kommen.“

Nachdem das elektronische Auszählsystem schon kurz nach den Wahlen versagt hatte, mussten die Stimmzettel per Hand ausgewertet werden. Die Partei von Ministerpräsident Raila Odinga forderte die Wahlbehörde jedoch auf, das manuelle Auszählen umgehend zu beenden.

„Beweise für Betrug“

Kalonzo Musyoka aus dem Team Odingas sagte, es gebe Beweise, dass es beim Urnengang zu Betrügereien gekommen sei. „Die Ergebnisse, die wir bekommen haben, sind gefälscht worden“, betonte Musyoka vor Journalisten und kündigte rechtliche Schritte an.

Gleichzeitig rief der Politiker die Bevölkerung zur Ruhe auf. „Dies ist kein Aufruf zu Massenprotesten“, erklärte er. Nach der nun offiziellen Auswertung von 35 Prozent der Stimmen lag Vize-Premier Uhuru Kenyatta mit rund 54 Prozent vorne. Odinga kam auf 41 Prozent.

„Es ist schade, dass Raila Odinga meint, er müsse versuchen, das Auszählen zu stoppen“, sagte ein Sprecher von Kenyattas Jubilee-Koalition der Nachrichtenagentur dpa. „Leider ist er bekannt dafür, immer nach Betrug zu schreien, wenn die Wähler ihn in einer demokratischen Abstimmung nicht unterstützt haben.“

Ungültige Stimmen verschwunden

Die ersten, noch inoffiziellen Resultate hatten bis zum Mittwoch rund 300’000 ungültige Stimmen aufgewiesen. Diese Zahl schrumpfte am Donnerstag plötzlich auf 38’000. Zuvor stritten die Beteiligten darüber, ob ungültige Wahlzettel zur Gesamtzahl der abgegebenen Stimmen gerechnet werden sollen.

Bei einer hohen Zahl ungültiger Stimmen hätte Kenyatta eventuell unter die 50-Prozent-Hürde rutschen können, die über einen Sieg im ersten Wahlgang entscheidet.

Beobachter hatten im Vorfeld der Wahlen befürchtet, dass sich die schweren Ausschreitungen wiederholen könnten, die das Land Ende 2007 an den Rand eines Bürgerkriegs getrieben hatten. Damals waren nach einer Stichwahl schwere Unruhen mit rund 1200 Toten und Hunderttausenden Binnenvertriebenen entbrannt.

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