Als erster US-Aussenmister hat John Kerry am Dienstag Somalia besucht. Aus Sicherheitsgründen verliess Kerry bei seinem nur etwa drei Stunden langen, nicht angekündigten Besuch den Flughafen von Mogadischu nicht.
Auf dem Flughafen der Hauptstadt besprach Kerry mit dem somalischen Präsidenten Said Hassan Sheikh Mohamud unter anderem die Bekämpfung der radikal-islamischen Miliz Al-Shabaab. «Was in Somalia passiert, geht uns alle an», sagte Kerry. Die Weltgemeinschaft könne es sich angesichts des Terrorismus nicht erlauben, Gebiete ohne effektive Kontrolle einer Regierung hinzunehmen.
Die von der internationalen Gemeinschaft unterstützte Regierung beherrscht nur Teile des Landes am Horn von Afrika. Weite Gebiete sind in der Gewalt von Stammesmilizen oder der Terrororganisation Al-Shabaab.
Kerry lobte jedoch auch die Anstrengungen der Regierung. «Es gibt in den Strassen Mogadischus neues Leben, und die Menschen im Land schöpfen neue Hoffnung.»
Botschafter soll zurückkehren
Die Miliz Al-Shabaab greift immer wieder auch Ziele im Nachbarland Kenia an, von wo Kerry nach Somalia geflogen war. Der Aussenminister hatte Ende Februar angekündigt, dass die USA nach zwei Jahrzehnten wieder einen Botschafter für Somalia ernennen würden. Die Diplomatin Katherine S. Dhanani bleibt jedoch aus Sicherheitsgründen bis auf weiteres in Nairobi.
«Jetzt kehren wir zurück in Zusammenarbeit mit der internationalen Gemeinschaft, mit grossen Hoffnungen, gemischt natürlich mit anhaltender Sorge», sagte Kerry.
Die USA hatten 1992 im Rahmen eines internationalen Militäreinsatzes Truppen nach Somalia geschickt, um ein Jahr nach dem Sturz des Diktators Mohamed Siad Barre wieder Stabilität zu garantieren und eine Hungersnot abzuwenden. Anfang 1994 zogen die US-Truppen gedemütigt wieder ab, nachdem Milizen in Mogadischu zwei US-Helikopter des Typs «Black Hawk» abgeschossen hatten.
Der Abschuss und der anschliessende Rettungseinsatz kosteten 18 US-Soldaten das Leben. Die Bilder von Milizionären, die die Leichen der Soldaten durch Mogadischu schleiften, traumatisierten die amerikanische Öffentlichkeit. In der Folge wurden US-Regierungen bei Beteiligungen an UNO-Friedenseinsätzen deutlich zurückhaltender.