Die südkoreanische Favoritin Kim Yu-Na liegt nach dem Kurzprogramm in Führung. Die Ausgangslage vor der Kür am Donnerstag präsentiert sich aber mehr als spannend.
Beim Gewinn der Goldmedaille vor vier Jahren in Vancouver wies Kim nach dem ersten Wettkampfteil einen Vorsprung von 4,72 Punkten aus. Am Ende distanzierte sie die zweitplatzierte Japanerin Mao Asada um 23,06 Punkte. Diesmal muss die 23-Jährige, die in ihrer Heimat wie ein Popstar verehrt wird, deutlich mehr kämpfen, um als erst dritte Eiskunstläuferin nach Sonia Henie und Katarina Witt zweimal in Folge Olympiasiegerin zu werden. Zwar zeigte Kim, die den Grand Prix wegen einer Fussverletzung hatte auslassen müssen, ein fehlerloses Programm, dennoch liegt sie mit 74,92 Punkten nur 0,28 vor der überraschenden Russin Adelina Sotnikowa, die ihre Bestleistung um beinahe vier Punkte verbessert hat.
Auch die drittklassierte Carolina Kostner kann sich noch berechtigte Hoffnungen auf Gold machen – ihr Rückstand auf Kim beträgt bloss 0,78 Punkte. Die Italienerin wurde bei den Programmkomponenten gar höher bewertet als die Asiatin. Kostner, die Weltmeisterin von 2012, hat mit Olympischen Spielen noch eine Rechnung offen: 2006 war sie Neunte geworden, 2010 gar nur 16.
Dass eine Russin Kim ernsthaft herausfordert, war im Vorfeld des Wettkampfs erwartet worden, allerdings nicht Sotnikowa, sondern Julia Lipnitskaja. Nachdem die 15-Jährige im Januar den EM-Titel gewonnen hatte, verzückte sie die Zuschauer in Sotschi im Teamwettkampf mit zwei starken Programmen. Damit trug sie massgeblich zum Gewinn der Goldmedaille bei, mit der sie die Amerikanerin Tara Lipinski um sechs Tage als jüngste Olympiasiegerin im Eiskunstlauf ablöste. Der Hype war dementsprechend gross, der Druck stieg weiter. Und dies ging nicht spurlos an Lipnitsjaka vorbei, stürzte sie doch beim Dreifach-Flip. Deshalb nimmt sie mit 65,23 Punkten bloss den 5. Zwischenrang ein und muss auf Fehler hoffen, um noch den Sprung aufs Podest zu schaffen.
Noch schlimmer erging es Asada, die bloss 16. ist. Die 23-jährige Japanerin, wie Kim zweifache Weltmeisterin, patzte gleich bei allen drei Sprungelementen. Zunächst stürzte sie beim Dreifach-Axel, dann war auch der Dreifach-Flip unterrotiert, und den Rittberger sprang sie nur doppelt. Letzteren wollte sie mit dem Doppel-Rittberger kombinieren.