Kinder und Jugendliche sollten Umgang mit Geld und Konsum frühzeitig lernen. Das hält die Eidg. Kommission für Kinder- und Jugendfragen (EKKJ) in einem Bericht fest. Sie fordert werbefreie Räume für Kinder und die Beseitigung von strukturellen Schuldenfallen.
Unter dem Motto «Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr» sollen der Umgang mit Geld und der Konsum in jungen Jahren geübt werden. «Wie das Velofahren oder das Rechnen erlernen Kinder auch das Konsumieren durch Ausprobieren und Üben», schreibt die EKKJ in einer Mitteilung vom Montag.
Über Geld und Konsum reden
Für Kinder und Jugendliche empfiehlt die EKKJ «Konsum- und Finanzwissen». Der Nachwuchs soll Bescheid wissen über Steuern, Krankenkassenprämien, das Abschliessen von Miet- oder Leasingverträgen, das Erstellen eines Budgets oder auch das kritische Konsumieren.
Und indem Oberstufenschüler selber Verantwortung für kleinere Anschaffungen übernehmen könnten, lernten sie, mit Geld umzugehen. Der Bericht empfiehlt Eltern, mit ihren Kindern über Geld zu sprechen. Mütter und Väter – auch von älteren Kindern – könnten zum Beispiel mit Elternbriefen unterstützt werden.
Werbefreie Räume
Für Werbung und Marketing sind Kinder und Jugendliche laut EKKJ ein interessantes Publikum. Sie verfügten über Taschengeld und sie beeinflussten ihre Eltern beim Einkaufen. Doch die Jüngsten selber seien auch leichter zu beeinflussen als Erwachsene. 300 bis 400 Marken seien Zehnjährigen bereits bekannt, schreibt die EKKJ.
Sie fordert deshalb werbefreie Räume für Kinder und Jugendliche. Weder an Sportanlässen noch auf Schulmaterial dürften Markenlogos zu sehen sein. Kinder müssten ohne kommerzielle Beeinflussung lernen können. Marketing müsse deshalb auch von Tagesstätten, Kindergärten und Schulen ferngehalten werden.
Unterstützung fordert die EKKJ für die Initiative Swiss Pledge, mit der Unternehmen sich verpflichten, für Kinderaugen zugängliche Werbung für ungesunde Lebensmittel einzuschränken. Untersagen will die Kommission Werbung für Konsumkredite, die sich speziell an Jugendliche und junge Erwachsene richtet.
Strukturelle Schuldenfallen
Verschuldung ist in den Augen der EKKJ zwar kein besonderes Problem von Jugendlichen – bei 18- bis 29-Jährigen ist der Anteil der Verschuldeten mit neun Prozent nicht grösser als bei den 30- bis 49-Jährigen. «Trotzdem ist Verschuldung junger Menschen ein zentrales Thema», schreibt sie.
Denn Folgen von in jungen Jahren gemachten Schulden wögen schwer und schränkten die spätere Lebensplanung oft stark ein. Und: Nur jede zweite Betreibung sei eine Folge von Konsum oder teuren Ferien. In Basel-Stadt zum Beispiel betreffe je ein Viertel der Betreibungen nicht bezahlte Steuern und Leistungen von Krankenkassen.
Deshalb plädiert die EKKJ dafür, strukturelle Schuldenfallen zu beseitigen. Das könnte laut dem Bericht heissen, dass die Steuern direkt vom Lohn abgezogen werden, so wie die Beiträge für die AHV und die Arbeitslosenversicherung.
Die Leistungen von Ärzten und Spitälern müssten Krankenkassen direkt bezahlen statt den Rechnungsbetrag den Patientinnen und Patienten zurückzuerstatten. Schliesslich schlägt die EKKJ vor, zu prüfen, ob Schulden junger Menschen unter bestimmten Voraussetzungen nicht getilgt werden könnten.
Mehr Daten verlangt
Die Kommission für Kinder- und Jugendfragen verlangt ausserdem mehr Daten, sowohl was die Verschuldung von Kindern und Jugendlichen betrifft als auch was deren Finanzwissen angeht.
Im Bericht der EKKJ kommen Experten aus den Sparten Marketing und Konsumentenschutz, Präventionsfachleute und Wissenschaftler zu Wort. Das über 80 Seiten starke Dokument der EKKJ richtet sich an Eltern, Lehrkräfte, Jugendarbeiterinnen und Jugendarbeiter sowie an die Politik.