Eines der beliebtesten Weihnachtsgeschenke ist plötzlich im Zwielicht: Für viele deutsche Kinderbücher wird nach einer Studie der Umweltorganisation WWF Holz im bedrohten Regenwald gerodet. Fast 30 Prozent der untersuchten Kinderbücher enthielten demnach erhebliche Mengen Tropenholz.
Der WWF nahm stichprobenartig 79 Buchtitel deutscher Verlage unter die Lupe. In 22 von ihnen wurden in Buchdeckeln oder Buchseiten entsprechende Fasern nachgewiesen – einzelne Bücher hatten einen Tropenholzanteil von bis zu 53 Prozent, wie es in der vorab bekanntgewordenen Studie heisst, die der WWF am Montag veröffentlichen will.
„Die Laboranalysen haben unsere schlimmsten Befürchtungen bestätigt“, erklärte der WWF-Waldreferent Johannes Zahnen. „Ohne es zu ahnen, laufen Eltern und Grosseltern Gefahr, dem Nachwuchs wahre Umweltkiller unter den Weihnachtsbaum zu legen.“
Verlage wollen Tropenholz-Fasern im Papier vermeiden
Besonders negativ aufgefallen sei bei dem Test der Coppenrath Verlag aus dem westfälischen Münster. In sechs seiner Bücher habe man Tropenholz gefunden. Coppenrath-Sprecher Tomas Rensing sagte, der Verlag habe bereits Kontakt zu seinen Lieferanten aufgenommen. Man arbeite eng mit den Herstellern zusammen, um Tropenholz-Fasern im Papier zu vermeiden.
Drei der kritisierten Bücher stammen von der arsEdition (München). Zwei der genannten Titel seien allerdings nicht mehr lieferbar, sagte Verlagssprecherin Britta Kierdorf. Das dritte beanstandete Buch werde beim anstehenden Nachdruck mit nachhaltigem FSC-zertifiziertem Papier produziert.
Der zur Bertelsmann-Tochter Random House gehörende Verlag cbj (München), bei dem zwei Titel beanstandet wurde, erklärte, die aktuelle Studie liege ihm zwar nicht vor. Die Verlagsgruppe Random House unterstütze aber die Anstrengungen von WWF, Greenpeace und anderen Umwelt- und Naturschutzorganisationen zum Schutz von Alt- und Urwäldern.
Der Duden Verlag (Mannheim), der mit einem Buch auf der Negativ-Liste auftaucht, erklärte, man achte bei Auswahl der Materialien und Lieferanten auf höchste Standards. Die Lieferanten müssten bereits bei der Produktentwicklung schriftlich die Verwendung von Tropenholz in den Materialien ausschliessen.
Dieses Dokument liege auch für das beanstandete Buch. Der Verlag wolle nun nochmals auf seine Dienstleister zugehen, um die Qualitätsstandards erneut zu überprüfen.
Billigproduktion in Asien
Hintergrund der hohen Trefferquote ist nach WWF-Angaben, dass deutsche Verlage Kinderbücher aus Kostengründen zunehmend in Asien produzieren lassen. So sei mittlerweile China zum wichtigsten Buchlieferanten für Deutschland geworden – und China importiere den für die Buchproduktion benötigten Zellstoff zum grossen Teil aus Indonesien.
Dort wiederum würden riesige Urwaldflächen illegal für die Papierproduktion abgeholzt. Besonders auf der indonesischen Insel Sumatra seien die Folgen des Raubbaus sichtbar. Die Insel sei vor wenigen Jahrzehnten noch nahezu vollständig bewaldet gewesen, so der WWF. In den vergangenen Jahren sei der Waldanteil auf unter 30 Prozent gesunken.