Im Kanton Basel-Landschaft sind Frauen weniger erwerbstätig als Männer. Der Frauenanteil am Total des Beschäftigungsvolumens beträgt 35 Prozent. Dies ist im kantonalen Vergleich das drittschlechteste Resultat, wie der erste Baselbieter Gleichstellungsbericht aufzeigt.
Der Wert – er stammt aus dem Jahr 2013 – zeige, dass sich Frauen und Männer im Baselbiet weiterhin unterschiedlich am Berufsleben beteiligen würden. Hauptgründe für die «alarmierenden» Zahlen sind Teilzeitpensen sowie das Leisten von unbezahlter Haus- und Familienarbeit, wie die Verantwortlichen von Gleichstellung BL am Donnerstag vor den Medien sagten.
Der wöchentliche Zeitaufwand für Erwerb-, Haus- und Familienarbeit deckt sich gemäss Bericht bei Frauen und Männern nämlich weitgehendst. Von den erwerbstätigen Frauen seien 2013 jedoch insgesamt 56 Prozent in einem Teilzeitpensum beschäftigt gewesen; bei den Männern nur rund 12 Prozent.
Dieser Unterschied hängt gemäss Gleichstellung-BL-Leiterin Sabine Kubli auch damit zusammen, dass in Baselland erst im vergangenen Jahr ein Rahmengesetz für familienergänzende Kinderbetreuung verabschiedet worden sei. Viele andere Kantone seien etwa beim Einrichten von Krippenplätzen viel weiter.
Seit 1990 hat sich die Erwerbsquote der 15- bis 64-jährigen Frauen gemäss Bericht indes von 61 auf 74 Prozent erhöht. Bei den Männern hat sie von 91 auf 85 Prozent abgenommen. Einen Spitzenplatz nimmt das Baselbiet schweizweit in der Politik ein. In keinem anderen Kantonsparlament hat es derzeit so viele Frauen wie im Landrat.
Lohnunterschiede von 13 Prozent
Der am Donnerstag erschienene Gleichstellungsbericht mit Zahlen und Fakten aus verschiedenen Lebensbereichen bestätige zwar, dass seit der Einführung des Verfassungsauftrags 1981 und des Gleichstellungsgesetzes vor 20 Jahren grosse Fortschritte erzielt worden seien. Dennoch bestünden weiterhin klare Defizite.
Unterschiede gibt es gemäss den Verantwortlichen etwa auch weiterhin bei der Berufswahl, obwohl sich die Leistungen von Buben und Mädchen in der Schule kaum unterscheiden. In Kaderpositionen habe sich das Geschlechterverhältnis in den vergangenen Jahren zudem kaum verändert. Männer machen dort rund 70 Prozent aus.
Ein geschlechtsspezifischer Unterschied zeige sich ebenso in Bildungsberufen. Während im Kindergarten 99 Prozent und in der Primarschule 84 Prozent der Lehrpersonen weiblich sind, betrug der Männeranteil bei den Professuren der Universität Basel 78 Prozent.
Die Unterschiede wirken sich auch auf die Löhne aus: 2014 betrug der Medianwert des monatlichen Bruttolohns bei Frauen in der Nordwestschweiz 6014 Franken und derjenige der Männer 6934 Franken, was einem Lohnunterschied von 13 Prozent entspricht. Dies zeige sich später auch bei den unterschiedlich hohen Altersrenten.
Grundlage für Politik
Die Erkenntnisse des 152-Seiten umfassenden Berichts sollen nun in die künftige Gleichstellungspolitik des Kantons einfliessen, wie der zuständige Regierungsrat Anton Lauber sagte. Insbesondere in der Wirtschafts- und Sozialpolitik müsse noch stärker zusammengearbeitet werden. Einfach einen Hebel umlegen könne der Kanton jedoch nicht.
Konkrete Massnahmen will Gleichstellung BL im Herbst einerseits mit Mitgliedern des Landrats, andererseits in der Verwaltung unter Einbezug von Fachpersonen entwickeln, wie Kubli sagte. Diese sollen in den kantonalen Aufgaben- und Finanzplan für die Jahre 2017 bis 2019 einfliessen. Die Gleichstellung bleibe indes ein «längerfristiger und schwerfälliger» Weg.