Das Open Forum Davos, die frei zugängliche Diskussionsplattform am Rande des Weltwirtschaftsforums (WEF), hat mit einem Panel zu „Verantwortungsbewusster Führung in Krisenzeiten“ begonnen.
Auf dem Podium sassen unter anderen der frühere Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Jean-Claude Trichet, der ehemalige britische Premierminister Gordon Brown und Israels Verteidigungsminister Ehud Barak. Trichet erklärte, die gegenwärtige Krise der Wirtschaft sei „die schwierigste seit dem ersten Weltkrieg“.
Grundsätzlich einig waren sich die Podiumsteilnehmer über Qualitäten einer Führungspersönlichkeit: Es brauche eine Vision und den Mut, sie unter schwierigen Bedingungen umzusetzen. „Auf dem Höhepunkt einer Schlacht, in all der Zerstörung, braucht es einen starken inneren Kompass“, sagte Barak.
Auf die Frage nach der Richtung dieses Kompasses, dem Wertesystem, gingen die Panel-Teilnehmer erst in der Diskussion mit dem zahlreich erschienen Publikum ein. Der Versuch einer Antwort kam von Gordon Brown, der die Empathie ansprach: „Man muss den Schmerz der anderen fühlen.“
Barak lieferte zwar keinen Anhaltspunkt, erinnerte jedoch daran, dass die Geschichte auch immer wider „böse“ Führungspersönlichkeiten hervorgebracht habe. „Und man darf nicht vergessen, dass Stalin und Hitler wahrscheinlich etwas mit der Wirtschaftskrise der damaligen Zeit zu tun hatten“, schlug er den Bogen in die Gegenwart.
Konzession an Öffentlichkeit
Das Open Forum wurde 2003 als Reaktion auf die anhaltende Kritik am WEF gegründet. Parallel zur Hauptveranstaltung werden jeweils eine Reihe von öffentlichen Diskussionen mit führenden Politikern und Wirtschaftsvertretern angeboten.
Im ersten Jahr traten die damaligen Bundesräte Pascal Couchepin und Joseph Deiss sowie alt Bundesrat Adolf Ogi auf, ausserdem Nestlé-Konzernchef Peter Brabeck und Novartis-Chef Daniel Vasella.
Seither veranstaltet das WEF jedes Jahr eine Reihe von öffentlichen Diskussionen mit hochkarätiger Besetzung. In den nächsten Tagen treten am Open Forum etwa der Britische Oppositionsführer Ed Miliband, Barclays Capital-Präsident Hans-Jörg Rudloff, Peter Brabeck, oder Philip Jennings, Generalsekretär des Internationalen Gewerkschafts-Dachverbands, auf.
Die Diskussionen in der Aula der Alpinen Mittelschule drehen sich unter anderem um Multikulturalismus, religiöse Spannungen und die Zukunft des Kapitalismus. Insgesamt stehen sechs Veranstaltungen auf dem Programm.