Der Angriff auf ein Spital in Kabul ist nach Angaben von Überlebenden offenbar mit Hilfe von Klinik-Mitarbeitern ausgeführt worden. Die Angreifer hätten Unterstützung von mehreren Eingeweihten, unter ihnen auch zwei Mitarbeiter des Sardar Daud Chan-Spitals, gehabt.
Das sagten Überlebenden des Personals und Sicherheitsleute der Nachrichtenagentur AFP nach dem Angriff am Mittwoch. Zahlreiche Überlebende sprachen von einem «zeitgleichen Massaker», bei dem Angreifer bereits in der Klinik positioniert gewesen seien, darunter auch ihnen bekannte Mitarbeiter.
«Wir alle kannten sie», sagte ein Klinikangestellter, der anonym bleiben wollte, mit Blick auf zwei seit Monaten in dem Spital arbeitende Kollegen. «Einer von ihnen sprengte sich selbst in die Luft und der andere wurde von Spezialkräften niedergeschossen.»
«Ein vertrautes Gesicht»
Ein Arzt, der bei dem Anschlag schwer verletzt wurde, sagte, dass einer der Angreifer ihm unterstellt gewesen sei: «Er war mein Student, ein vertrautes Gesicht. Es war schmerzhaft zu sehen, wie er auf jeden schoss.» Die Angaben über die Beteiligung der beiden internen Mitarbeiter wurde von Sicherheitskräften bestätigt.
Als Ärzte verkleidete Angreifer hatten am vergangenen Mittwoch das Militärspital in Kabul gestürmt und mindestens 38 Menschen getötet. Mehr als 70 weitere Patienten, Ärzte und Pfleger wurden bei dem Angriff auf Afghanistans grösstes Militärhospital verletzt, wie das Verteidigungsministerium mitteilte. Westliche Quellen, Sicherheitskräfte und Überlebende gingen dagegen jedoch von mehr als hundert Toten aus.
Zweifel an IS-Bekenntnis
Zu der Attacke, die Spezialeinsatzkräfte erst nach rund sechs Stunden beendeten, bekannte sich die Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Aber auch daran gab es Zweifel: Ein afghanischer Sicherheitsvertreter sagte, der IS in Afghanistan sei zu solch «komplexen Angriffen» nicht in der Lage. Es gebe dagegen Hinweise darauf, dass das mit den Taliban verbündete Hakkani-Netzwerk hinter dem Angriff stecke.
Überlebende berichteten, dass die Angreifer unter anderem «Lang leben die Taliban» gerufen hätten und bei ihrem Flur für Flur verübten Massaker ausgerechnet zwei Stationen für Taliban-Patienten verschont hätten. Dagegen hätten sie sich insbesondere einen Flügel mit prominenteren Patienten vorgenommen und dort einen General und einen Angehörigen eines ehemaligen Ministers ausgesondert. Es war zunächst unklar, ob die Opfer den Angriff überlebten.