Obwohl die EHC Kloten Sport AG die Frist zur Einreichung eines testierten und vollständigen Jahresabschlusses nicht eingehalten hat, verzichtet die National League auf Massnahmen.
Die Liga akzeptierte ein begründetes Fristerstreckungsgesuch von Rechtsanwalt Daniel Hunziker, dem anerkannten Vertreter der EHC Kloten Sport AG. „Oberstes Ziel bleibt, im Rahmen der Gesetze, der Statuten und Reglemente alles zu unternehmen, um die Kloten Flyers zu retten“, heisst es in einem Communiqué der National League. „Die Ligaführung gewährt daher der EHC Kloten Sport AG weiterhin eine Frist bis am 6. Juni 2012, um Sanierungsmassnahmen vorzubereiten.“
Dass die Liga abwartet, ist angesichts der Entwicklung in den letzten Tagen nichts als logisch. Denn es ist einiges gegangen. So wurde eine Task Force „Rettung Kloten Flyers“ unter der Leitung des ehemaligen Klotener Präsidenten Peter Bossert gegründet. Diese arbeitet unter anderem intensiv daran, den Verein von den Altlasten zu befreien, dass heisst, Gläubiger dazu zu bringen, auch ohne Nachlassverfahren auf ihre Forderungen zu verzichten.
Der aktuelle Verwaltungsrat der EHC Kloten Sport AG brachte derweil eine mögliche Investorengruppe Kanada/Schweiz ins Spiel – zu dieser gehören gemäss dem „Landbote“ die ehemaligen NHL-Akteure Alexandre Daigle und Many Fernandez – und will bei einer allfälligen Übernahme geschlossen zurücktreten. Zudem wurde mit Rechtsanwalt Dr. Daniel Hunkeler ein ausgewiesener Sanierungsexperte ins Boot geholt.
Überhaupt haben die Kloten Flyers nur dann eine Zukunft in der National League A, wenn alle an einem Strick ziehen. Dies scheint der Fall zu sein, die Solidaritätswelle für den dienstältesten Verein der höchsten Spielklasse ist gewaltig. So will beispielsweise die ortsansässige Immobiliengesellschaft Priora Group eine halbe Million spenden, wenn dies neun weitere Firmen ebenfalls tun. Als Koordinator dieser Aktion fungiert der Klotener Stadtpräsident René Huber.
Die Spieler sind ebenfalls aktiv geworden. Sie haben den Verein „Flyers Forever Players“ und sind auch bereit, auf Lohn zu verzichten. Sie sind sich bewusst, dass die Lohnstruktur der letzten Jahre nicht weiterhin in Kloten bestehen kann. Zudem wird bis mindestens am 31. Mai kein Spieler den Verein verlassen. Weiter organisierten sie für Samstag einen Marsch vom Klotener Square bis zur Arena mit anschliessendem Fest unter dem Motto „Wir kämpfen für einen Neuanfang“. Der Erlös fliesst in einen Fond zur Rettung der Flyers.
Trotz aller positiven Signale ist die Rettung eine Herkules-Aufgabe. Laut der Sport AG weist die provisorische Rechnung des Geschäftsjahres 2011/12 eine Überschuldung zwischen 6,5 und 9,2 Millionen Franken auf – je nach Bewertung. Das Minus muss zwingend reduziert werden, um die Deponierung der Bilanz zu verhindern. Der Entscheid, wie es mit den Flyers weitergeht, fällen die Delegierten der NL-Vereine an deren ordentlichen Versammlung am 8. Juni.