Zum Lac-Léman-Derby kommt es im Cupfinal nicht. Kloten legt mit dem 3:2 gegen Lausanne erfolgreich sein Veto ein und trifft am 1. Februar vor eigener Kulisse auf Genève-Servette.
Einer, der einst als 17-Jähriger für Playoff-Furore gesorgt hatte und später Kloten als Captain im Rink anführte, lotste den EHC nahezu solo ins zweite Cup-Endspiel innerhalb von zwei Jahren: Romano Lemm, in 33 NLA-Spielen nur einmal erfolgreich, markierte im ersten Heimspiel seit dem Relaunch des Wettbewerbs die wegweisenden Treffer zum 2:1 und 3:1.
Nach dem frühen Vorteil in doppelter Überzahl (Jeffrey/4.) wähnten sich die Romands allzu schnell in Sicherheit und glaubten, den nach acht Liga-Fehltritten in Folge angezählten Kontrahenten bereits entscheidend aus der Balance gebracht zu haben. Kloten indes reagierte unverhofft abgebrüht auf den Fehlstart. Vincent Praplan und Lemm erzwangen mit einer Doublette die Korrektur zu Gunsten der Zürcher.
Während den folgenden 35 Minuten verteidigte der aufgrund zahlreicher Absenzen geschwächte und mit einer zusätzlichen Junioren-Linie angetretene Aussenseiter den knappen Vorteil verblüffend abgezockt. Die im Championat unter den Top 4 klassierten Westschweizer fanden trotz 44:16 Schüssen kaum einmal ein Mittel, das vergleichsweise unerfahrene Ensemble von Pekka Tirkkonen spürbar zurückzudrängen. Gemessen an seiner inzwischen gehobenen Qualität bot der uninspirierte LHC eine zu lange minimalistische Vorstellung – zumal nach einer in dieser Saison makellosen Bilanz gegen Kloten.
Für ihren Coup, an welchem der über 42-jährige Keeper Martin Gerber ebenso beteiligt war wie der erst 17-jährige Elite-A-Junior Marco Lehmann, kommen die Zürcher nun in den Genuss eines womöglich lukrativen Bonusspiels. Gewinnen sie gegen Genf 21 Jahre nach dem letzten Meistertitel die erste Cup-Silverware, verdienen sie im besten Fall eine Prämie von über 100’000 Franken und kassieren überdies die Zuschauereinnahmen.
Verlässt Top-Stürmer Shore Kloten?
Den Knock-out-Wettbewerb haben die Zürcher in ihrer prekären personellen Situation bislang primär als Zusatzbelastung wahrgenommen. Im Duell mit den Waadtländern verzichteten sie angesichts ihres anspruchsvollen Weekend-Programms (Derby gegen den ZSC und Gastspiel beim Leader in Bern) auf diverse angeschlagene Stammspieler und riskierten mit nur mit zwei ausländischen Professionals das Out.
Die Personaldecke ist im Vergleich zur NLA-Konkurrenz ausgesprochen dünn. Seit dem überraschenden Abgang von Tommi Santala sondiert die EHC-Leitung den Markt, zumal mit dem US-Verteidiger Bobby Sanguinetti einer des Ausländer-Quartetts seit Wochen ausfällt. Nun sickerte am Rande des Cup-Halbfinals durch, dass im Frühling womöglich mit weiteren Veränderungen zu rechnen sein wird.
«Dass wir einen Shore und wohl auch Sanguinetti verlieren, zeichnet sich ab. Bei uns werden sie zwar fair entschädigt, wenn sie künftig an einem Ort mehr verdienen können, mag ich ihnen die Lohnerhöhung gönnen und werde sie sicher nicht aufhalten», erklärte Klubchef Hans-Ueli Lehmann auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda.
Kloten – Lausanne 3:2 (1:1, 1:0, 1:1)
4751 Zuschauer. – SR Eichmann/Wiegand, Castelli/Wüst. – Tore: 4. Jeffrey (Ryser, Junland/Ausschlüsse Von Gunten, Back) 0:1. 13. Praplan (Stoop) 1:1. 25. Lemm (Leone) 2:1. 50. Lemm (Kellenberger) 3:1. 56. Trutmann (Froidevaux, Walsky) 3:2. – Strafen: 5mal 2 Minuten gegen Kloten, 3mal 2 plus 10 Minuten (Nodari) gegen Lausanne.
Kloten: Gerber; Von Gunten, Harlacher; Stoop, Back; Hecquefeuille, Frick; Bircher; Praplan, Shore, Hollenstein; Leone, Lemm, Obrist; Hartmann, Homberger, Kellenberger; Bader, Lehmann, Zahner.
Lausanne: Caminada; Junland, Borlat; Nodari, Genazzi; Trutmann, Fischer; Lardi, Schelling; Walsky, Froidevaux, Pesonen; Danielsson, Jeffrey, Ryser; Déruns, Miéville, Herren; Antonietti, Kneubühler, Augsburger.
Bemerkungen: Kloten ohne Sheppard, Ramholt, Sanguinetti, Bieber, Schlagenhauf, Grassi (alle verletzt), Lausanne ohne Gobbi, Savary, Conz (alle verletzt), In-Albon (U20-WM/geschont), Ledin (überzähliger Ausländer). Lausanne ab 59. (58:53) ohne Goalie.