43 Jahre nach Genève-Servette wird heute wieder ein Schweizer Cupsieger im Eishockey gekürt. Im Final empfängt der favorisierte NLA-Leader SC Bern die in den Strichkampf involvierten Kloten Flyers.
Die Skepsis war gross, als im Herbst der Cup wieder eingeführt wurde. Doch die Pessimisten wurden eines besseren belehrt. Die Partien zwischen «David» und «Goliath» in den ersten Runden wurden wie im Fussball zu stimmungsvollen Volksfesten. Und dank des Sieges von B-Ligist Visp gegen den NLA-Spitzenklub Davos in den Achtelfinals (4:2) widerlegten die unterklassigen Teams auch die Befürchtung, dass sie gegen die NLA-Vertreter chancenlos sind.
Im Final begegnen sich nun aber trotzdem und wie erwartet zwei NLA-Klubs. Mit Bern qualifizierte sich eines der Schwergewichte des nationalen Eishockeys für das Endspiel, das dank dem Heimvorteil der Berner auch im grössten Stadion der Schweiz stattfindet – vor ausverkauftem Haus. Nach der katastrophalen letzten Saison mit dem Verpassen der Playoffs ist der SCB wieder erstarkt und führt die NLA sechs Runden vor dem Ende der Qualifikation an. Auch deshalb liegen die Vorteile beim Team von Trainer Guy Boucher.
Der Finalgegner aus Kloten dagegen findet sich in jener Situation wieder, in der die Berner vor zwölf Monaten steckten. Die Konzentration bei den Zürchern, die derzeit acht Punkte hinter dem Strich klassiert sind, gilt in erster Linie dem Kampf um die Playoff-Plätze. «Der Cupsieg wäre für uns eine grosse Sache und auch schön für das Umfeld und die Fans, die so viel Frust einstecken mussten. Aber wenn wir dann die Playoffs verpassen, wäre der Cup auch nicht mehr so zentral», erläuterte Klotens Captain Victor Stancescu den Spagat, den die Flyers in diesen Tagen beschäftigt.
«Klar, die Meisterschaft hat Priorität, aber natürlich wollen wir den Cup gewinnen», sagte auch Trainer Sean Simpson. Der ehemalige Schweizer Nationaltrainer ersetzte kurz vor Weihnachten die Klotener Legende Felix Hollenstein an der Bande. Seither steigerten sich die Zürcher zwar, in der Tabelle machten sie aber dennoch keine Fortschritte. Der 2:1-Sieg im Cup-Halbfinal auswärts gegen Genève-Servette, das 1972 den bisher letzten Cup-Pokal gewann, gehörte zu den wenigen Höhepunkten seit Simpsons Einstand.
Für Kloten sprechen im Cupfinal dennoch zwei Fakten. Simpson ist ein Trainer, der weiss, wie man Titel gewinnt. Als Meistertrainer von Zug und München, Gewinner der Champions League mit den ZSC Lions und «Silberschmied» von Stockholm weist das Palmares des 54-jährigen Kanadiers zahlreiche grosse Siege aus. Und Kloten weiss auch, wie man in Bern gewinnt. Die Flyers feierten Ende Januar auswärts gegen den SCB und mitten in ihrer Krise einen überraschenden 5:1-Sieg.
Diese Partie machte nicht nur Kloten Mut, sie schwirrt auch noch in den Köpfen der SCB-Spieler herum. «Das war eines unserer schlechtesten Spiele in dieser Saison», erinnerte sich Berns Stürmer Christoph Bertschy, «aber gleichzeitig auch eine Lektion für uns. Wir werden sicher mit einer gewissen ‚Hässigkeit‘ in das Spiel gehen und können uns für diese Niederlage revanchieren.»
Kloten musste auf dem Weg in den Final den beschwerlicheren Weg gehen. Die Zürcher spielten nur gerade in der 1. Runde gegen einen unterklassigen Gegner (Dübendorf). Bern auf der anderen Seite warf im Viertelfinal mit den SCL Tigers (4:1) einen zweiten Unterklassigen aus dem Wettbewerb, setzte sich dafür aber auch gegen die NLA-Spitzenklubs Lugano (Achtelfinal) und ZSC Lions (Halbfinal) durch.
Nach den vier Cuprunden mit total 30 Partien und dem überraschenden Ausgang der «Hauptprobe» vor knapp zwei Wochen erwartet die Zuschauer ein zumindest auf dem Papier spannende Ausgangslage. Während Kloten zum ersten Mal einen Cupfinal bestreitet, wäre es für Bern nach 1965 der zweite Cupsieg. Vor 50 Jahren hat der SCB den drittletzten der total elf ausgetragenen Cup-Wettbewerbe dank einem 5:2-Sieg im Final gegen Villars für sich entschieden.