Knapp die Hälfte aller Affenarten ist nach Angaben von Naturschützern vom Aussterben bedroht. Die Zerstörung ihres Lebensraums, illegaler Handel mit den Tieren und die Jagd auf Affenfleisch stellten die grössten Gefahren dar, teilte die Weltnaturschutzunion (IUCN) am Montag mit.
206 aller 420 Affenarten seien vom Aussterben bedroht, sagte der IUCN-Mitarbeiter Simon Stuart der Nachrichtenagentur dpa. Da es zu einigen Arten nur unzureichende Daten gebe, könne die Zahl sogar noch höher liegen.
Manche Affenarten bestehen nach Einschätzung der Wissenschaftler nur noch aus wenigen Tieren. Dazu zählten etwa die Roloway-Meerkatze aus Westafrika, der Rote Vari aus Madagaskar und der Goldkopflangur aus Vietnam.
Besonders bedroht sind auch die winzigen Zwergkoboldmakis. Sie galten bereits als ausgerottet und wurden im Jahr 2008 wiederentdeckt. Nun sind vier Tiere auf der indonesischen Insel Sulawesi bekannt. Vom Nördlichen Wieselmaki leben den Angaben zufolge nur noch 19 Exemplare in freier Wildbahn.
Lemuren am stärksten bedroht
Besonders schlecht steht es laut dem Bericht um die Primaten in Madagaskar. Die dortige politische Krise habe zu einer verstärkten Jagd auf die Tiere wegen ihres Fleisches geführt. Auch ihr Lebensraum, der tropische Regenwald, werde gerodet und niedergebrannt. Sechs der 25 bedrohtesten Affenarten leben auf der Insel vor Afrika. Weitere Brennpunkte sind Vietnam, Indonesien und Brasilien.
„Primaten sind unsere nächsten lebenden Verwandten“, erinnerte IUCN-Affenspezialist Russell Mittermeier. Der Schutz der Tiere liege im Interesse der Menschen – auch weil die Affen eine immer wichtigere Tourismus-Attraktion seien. Auch beim Erhalt des Regenwaldes spielten Primaten eine Schlüsselrolle. „Sie dienen oft als Samen-Verteiler und helfen so, die Vielfalt des Waldes zu erhalten.“
Die Wissenschaftler hatten allerdings auch eine positive Nachricht: Viele bedrohte Arten hätten sich dank des Einsatzes von Naturschützern immer wieder erholt.
Im 20. und 21. Jahrhundert habe die Welt noch keine einzige Affenart verloren. Das sei ein besserer Befund als bei den meisten anderen grossen Wirbeltieren, stellte die IUCN fest. Und Mittermeier fügte hinzu: „Erstaunlicherweise entdecken wir seit dem Jahr 2000 jedes Jahr neue Arten.“
Die Weltnaturschutzunion (IUCN) berät derzeit im indischen Hyderabad über den Erhalt der biologischen Vielfalt.