Am zweiten Tag seines Schweiz-Besuchs hat sich König Philippe von Belgien in Baden und Luzern aus erster Hand über das duale Bildungssystem informieren lassen. Der König zeigte sich vom Erfolg der hiesigen Berufslehre und der tiefen Jugendarbeitslosigkeit beeindruckt.
Er habe nicht viel zu sagen, sondern er wolle viel lernen, betonte Philippe am Freitag beim Besuch der ABB Turbo Systems AG und des Berufsbildungszentrum libs. Auf Besichtigungstour war der König der Belgier mit seiner Delegation und im Beisein von Wirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann.
Vier Auszubildende berichteten den Besuchenden in einer Fabrikhalle der ABB Turbo Systems über ihre Tätigkeiten und ihre nächsten beruflichen Schritte. Im Berufsbildungszentrum libs zeigten zwei Lehrlinge, was sie im ersten Jahr der Ausbildung lernten. Sie programmierten einen Roboter, der die Deckel auf kleine Blechdosen drücken kann. Die junge Leute sprachen in englischer Sprache.
Fasziniert vom Erfolg der jungen Leute
Die Lehrlinge besuchen zunächst während zweier Jahre die libs und erhalten ein Grundwissen. Danach sammeln sie in einem Betrieb die praktischen Arbeitserfahrungen. Die über 280 Ausbildungsplätze sind begehrt. Er sei fasziniert vom Erfolg der jungen Leute und sie an der Arbeit zu sehen, sagte Philippe.
Bundesrat Schneider-Ammann hatte zuvor das duale Bildungssystem der Schweiz erläutert. Das Engagement der Unternehmen in die Ausbildung von Berufsleuten sei sehr wichtig. Die Ausbildung sei attraktiv und biete ein hohes soziales Ansehen, sagte der Bundesrat.
Remo Lütolf, Vorsitzer der Geschäftsleitung ABB Schweiz, wies darauf hin, eine solide Ausbildung der Mitarbeitenden sei wichtig, um die Arbeitsplätze in der Schweiz zu halten. Es gehe in den Betrieben um Teamarbeit von Studierten und Praktikern.
An einem «Round Table» vertieften die Vertreter der beiden Staaten, der ABB und Berufsschule das Thema. Die Delegation Belgiens erfuhr, dass in den Kantonen für Schulgänger mit leichterem Rucksack ein Brückenangebot besteht, damit die Jugendlichen den späteren Einstieg ins Berufsleben schaffen. Klar wurde auch, dass nach einer soliden Grundausbildung eine dauernde Weiterbildung wichtig ist.
«Wie ein Wunder»
Am Nachmittag besuchte der König die KV Luzern Berufsfachschule. Die belgische Delegation konnte sich an einem weiteren «Round Table» über die Berufsbildung informieren lassen.
Philippe von Belgien schaltete sich nur einmal in das neunzigminütige Treffen ein. Die Berufsbildung in der Schweiz erscheine ihm wie ein Wunder, sagte er, denn es gebe in der Schweiz fast keine Jugendarbeitslosigkeit. Die Übereinstimmung von dem, was die Jungen möchten und könnten und was der Markt brauche, müsse gross sein.
Der König wurde belehrt, dass es nicht so einfach sei. Die Jugendlichen würden mehrere Schnupperlehren machen, um einen Ausbildungsplatz zu finden. Auch brauche es viel Beratung sowie Brückenangebote.
Interessiert zeigte sich die belgische Delegation von dem von KV-Rektorin Esther Schönberger vorgestellten Angebot KV Plus. In dieser Ausbildung wird die Lehre nach zwei Jahren unterbrochen zugunsten von zwei halbjährigen Schul- und Arbeitsaufenthalten im englischen- sowie französisch- oder italienischsprachigen Ausland.
Die Schülerinnen und Schüler des KV Luzern hatten zuvor den hohen Besuch mit Begeisterung empfangen. Der König sprach, nachdem er aus dem Auto gestiegen war, kurz mit ein paar Lehrlingen, und schritt dann die Treppe hoch zu der fähnchenschwingenden Schülerschaft.