Mit einem Besuch in dem ehemaligen Konzentrationslager Bergen-Belsen hat die britische Königin Elizabeth II. am Freitag ihre Deutschland-Visite beendet. Anschliessend flogen die 89-Jährige und ihr Mann Prinz Philip von Celle aus zurück nach Grossbritannien.
Die Monarchin traf in der Gedenkstätte in der Lüneburger Heide in Niedersachsen mit Holocaust-Überlebenden und früheren britischen Soldaten zusammen, die an der Befreiung des Lagerkomplexes vor 70 Jahren beteiligten gewesen waren. Zudem legte sie einen Kranz für die Opfer des NS-Regimes nieder.
Über 70’000 KZ-Häftlinge und Kriegsgefangene kamen zwischen 1940 und 1945 in dem Lager in der Lüneburger Heide ums Leben. Unter ihnen war die 15-Jährige Anne Frank, die mit ihren Tagebüchern posthum weltberühmt wurde.
Auf dem Gelände stehen keine Baracken oder Wachtürme mehr. Verschiedene Mahnmale erinnern an die Opfer des Nazi-Terrors. Ausserdem wurde 2007 ein Dokumentationszentrum eröffnet, in dem Zeitzeugen in Filmen von den Qualen und dem Sterben im Lager berichten.
Der Ort hat eine besondere Bedeutung in der Erinnerungskultur im Vereinten Königreich. Bergen-Belsen gilt in Grossbritannien als das Symbol für NS-Verbrechen und den Holocaust. Britische Kriegsreporter filmten die unvorstellbaren Zustände in dem Lager, in dem bei der Befreiung am 15. April 1945 Tausende Leichen lagen.
In Berlin bejubelt
Am Freitagmorgen war die Queen am Brandenburger Tor in Berlin noch einmal von vielen hundert Schaulustigen bejubelt worden. Die Monarchin suchte dort das Gespräch mit einigen ihrer royalen Fans hinter den Absperrungen beim Luxushotel Adlon, wo sie während ihres mehrtägigen Besuchs übernachtet hatte. Einige Kinder überreichten ihr Blumen. Begleitet wurde die Queen von Berlins Regierendem Bürgermeister Michael Müller.
Es war der insgesamt fünfte offizielle Staatsbesuch von Elizabeth II. in Deutschland. Er hatte am Dienstagabend begonnen und sie unter anderem auch nach Frankfurt am Main geführt, wo sie die Paulskirche besichtigte, die als «Wiege der deutschen Demokratie» gilt.
Auf dem Programm standen ferner Treffen mit Bundespräsident Joachim Gauck und Bundeskanzlerin Angela Merkel, eine Bootsfahrt durch das Berliner Regierungsviertel, ein Staatsbankett in Schloss Bellevue und eine Party in der Residenz des britischen Botschafters in Berlin.
Für Aufsehen sorgte die für gewöhnlich strikt auf ihre Neutralität achtende Monarchin während ihres Besuchs mit Äusserungen zur europäischen Einheit. In ihrer Ansprache bei dem Staatsbankett am Mittwoch warnte sie vor einer Spaltung des Kontinents. Dies war als eine ungewöhnliche klare öffentliche Meinungsäusserung vor dem Hintergrund eines möglichen Austritts Grossbritannien aus der EU gewertet worden.