Königinnen des Retro-Soul

Morgen Dienstag tritt mit Alice Russell eine der grossen Stimmen des Retro-Soul beim Stimmenfestival auf. Wir präsentieren sie und sechs weitere ähnlich stimmgewaltige Sängerinnen in unserer unvergleichlichen Listomania. 

Das Stimmen-Festival hat unter seinem neuen künstlerischen Leiter Markus Muffler unverkennbar eine Vorliebe für soulige Töne entwickelt. In diesem Jahr gastieren dort Acts, die an den Neo-Soul […]

Motown und Stax plus Hip-Hop und Dubstep – Retro-Soul-Röhre Alice Russell spielt in Lörrach.

Morgen Dienstag tritt mit Alice Russell eine der grossen Stimmen des Retro-Soul beim Stimmenfestival auf. Wir präsentieren sie und sechs weitere ähnlich stimmgewaltige Sängerinnen in unserer unvergleichlichen Listomania.



Das Stimmen-Festival hat unter seinem neuen künstlerischen Leiter Markus Muffler unverkennbar eine Vorliebe für soulige Töne entwickelt. In diesem Jahr gastieren dort Acts, die an den Neo-Soul der Neunziger anknüpfen, wie letzte Woche Bilal oder Amp Fiddler (am kommenden Sonntag zusammen mit Nneka), aber auch die 2012 und 2013 schon gepflegte Retrosoul-Schiene ist am Start: Mit Alice Russell, die am Dienstag, 22. Juli im Burghof Lörrach auftritt, werden zum einen die goldenen Motown-, und Stax-Sounds der 1960er und 1970 heraufbeschworen, auf der anderen Seite hat die blonde Britin auf ihrem neuen Album «To Dust» auch HipHop und Dubstep integriert. Anlässlich ihres Konzerts am Dienstag 22. Juli werfen wir einen Blick auf die neuen Göttinnen des klassischen Soulrevivals, das sich um Hautfarben und Kontinente wenig schert.



1. Alice Russell: «Heartbreaker» (2013)




Sie gilt als weisse Wiederverkörperung von Aretha Franklin. Mit dem Latin-verrückten Will Holland und seinem Quantic Soul Orchestra war sie vor zwei Jahren in der Basler Kaserne zu Gast und frönte mit seelenvoller Röhre der klassischen Ära zwischen Motown und Southern Soul. Doch Russell lässt sich nicht auf diese patinabesetzte Ecke des Genres festklopfen. Das zeigt ihr aktuelles Album «To Dust» überdeutlich, das vom Laptop-Produzenten TM Juke betreut wurde. Und so gibts zu Twang-Gitarre, staubiger Orgel und Gospelharmonien einen HipHop-Unterbau und sogar mal Dubstep-Anleihen. Die neuen Songs funktionieren aber auch unplugged, wie dieser Livemitschnitt ihrer Hymne «Heartbreaker» zeigt.




2. Sharon Jones: «People Don’t Get What They Deserve» (2014)


Vom Retrosoul-Hype haben nicht nur Nachwuchssängerinnen, sondern auch jahrzehntelang verkannte klassische Soulstresses profitiert. Prominentestes Beispiel: Die New Yorkerin Sharon Jones. Lange Zeit verdingte sie sich als Gefängniswärterin, bis Gabriel Roth, Gründer des Labels Daptone, sie zufällig entdeckte. Mittlerweile 58 Jahre jung, entfacht die Frau zusammen mit der Band Dap-Kings immer noch eine unfassbare Bühnenenergie mit beinhartem Funk, ein wenig Motown-Glanz und wütenden Polit-Statements, und dass auch nach überstandener Krebserkrankung. Am 12.11. kehrt sie für ein Gastspiel in die Kaserne zurück.




3. Laura Vane & The Vipertones: «Capsize» (2014)


Die Blondine aus Southampton hat mit ihrer Band den Brückenschlag in die Niederlande gewagt. Unverkennbar an Idolen wie Aretha Franklin und Stevie Wonder orientiert, kreiert die Dame, die auch schon mit Gnarls Barkely und MJ Cole gearbeitet hat, den vielleicht heissesten North-Sea-Soul. Und für das Video zu «Capsize» aus dem dritten Album «Bodyquake» gibts unseren Preis für Patina-Originalität.




4. Nicole Willis & The Soul Investigators: «Time To Get Business Straight» (2013)




Der Retro-Soul wärmt auch das kalte Finnland, dank der in Brooklyn geborenen Nicole Willis. Vormals tourte sie mit The The, war Duettpartnerin von Curtis Mayfield und Sängerin für das finnische Enfant Terrible Jimi Tenor, den sie auch heiratete. Mit den Soul Investigators widmet sie sich im hohen Norden klassischem Soul- und Funk-Sound mit textlichem Pfiff, wie etwa in diesem Outtake aus dem aktuellen Album «Tortured Soul».   




5. Spanky Wilson feat. The Quantic Soul Orchestra: «Don’t Joke With A Hungry Man» (2006)



Noch eine klassische Soulröhre der goldenen Ära, die sich nun erfolgreich einer neuen Generation präsentiert. Wilson stammt aus Philadelphia und hatte bereits Ende der Sechzigerjahre Erfolg mit Funk, tummelte sich später aber auch auf dem Terrain der Jazz-Bigbands. Wie Alice Russell hat sie auch mit dem Kollektiv Quantic Soul Orchestra zusammengearbeitet. Dessen Leader Will Holland hat sie vor einigen Jahren wiederentdeckt.




6. Kylie Auldist & The Bamboos: «Keep me In My Mind» (2012)



Soul aus Samoa? Kylie Auldist führt ihre Wurzeln zur Hälfte auf die pazifischen Inselgruppe zurück, ihre Basis hat sie allerdings im australischen Melbourne, wo sie immer wieder mit den unbestrittenen Retrosoul-Stars aus Down Under, den Bamboos ins Studio und auf die Bühne geht. Daneben Hat Frau Auldist auch schon drei Soloalben eingespielt.


7. Nicole Bernegger & The Kitchenettes: «No Passing By» (2012)



Auch Basel hat ein Retrosoul-Fräuleinwunder. Nicole Bernegger kann es durchaus mit ihren schwarzen Kolleginnen älteren Semesters aufnehmen, wie sie als Gewinnerin von The Voice Of Switzerland eindrücklich bewiesen hat. Beim Stimmenfestival rockte sie 2012 mit den Kitchenettes den Rosenfelspark und stahl den spanischen Kollegen von den Excitements glatt die Schau.

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