Die Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich senkt erneut ihre Prognosen für die Schweizer Wirtschaft leicht. Insbesondere der Privatkonsum liegt unter den Erwartungen. Im laufenden Jahr dürfte das Bruttoinlandprodukt (BIP) noch um 1,8 Prozent zulegen.
Im März war die KOF noch von einem Plus von 2,0 Prozent ausgegangen. Auch für 2015 fährt die KOF die Prognosen für das BIP-Wachstum etwas zurück, und zwar von +2,1 Prozent im März auf nun +2,0 Prozent, wie sie in einem Communiqué mitteilte. Damit haben die Konjunkturauguren der ETHZ zum zweiten Mal hintereinander ihre Erwartungen gedämpft.
Die Weltwirtschaft sei schwach ins Jahr 2014 gestartet, schreibt die KOF. Ein Grund für die Flaute im Welthandel sei die gedämpfte Nachfrage aus den USA gewesen. Für die US-Wirtschaft sei nun allerdings mit einem Aufholeffekt zu rechnen. Im Euro-Raum dürfte sich die Erholung fortsetzen, die im vergangenen Jahr begonnen habe. Allerdings sei diese in einzelnen Ländern noch fragil.
Milder Winter schlägt durch
Schwächer als im März prognostiziert dürfte sich der Privatkonsum entwickeln, der die wichtigste Stütze der Schweizer Wirtschaft ist. Hier sagt die KOF noch ein Wachstum von 1,7 Prozent in diesem Jahr voraus, nachdem sie im März noch mit einem Anstieg um 2,2 Prozent gerechnet hat.
Wegen des milden Winters sei im Startquartal weniger Heizöl verbraucht worden, sagte KOF-Ökonom Andreas Dibiasi auf Anfrage. Zudem dürfte die Änderung der Spitalfinanzierung auf die Konsumausgaben gedrückt haben. Das schlage auf die Prognosen fürs Gesamtjahr durch.
Aufgrund der relativ guten Entwicklung der Einkommen, der Beschäftigung und der anhaltend hohen Einwanderung werde der Privatkonsum im zweiten Halbjahr wieder stärker zulegen, hiess es. Für 2015 rechnet die KOF mit einem Plus von 1,9 Prozent.
Firmen investieren weniger stark
Auch bei den Anlageinvestitionen, den Exporten und den Importen fährt die KOF ihre Erwartungen zurück. Die Prognosen für das Wachstum der Ausrüstungsinvestitionen stutzt die KOF von 5,5 Prozent im März auf noch 3,3 Prozent. Schuld sei das schlechte erste Quartal, in dem Ausrüstungsinvestitionen geschrumpft statt gestiegen seien, sagte Dibiasi.
Dagegen sorgte das milde Wetter für Hochbetrieb auf den Baustellen. Die KOF erhöht die Wachstumsprognose für die Bauwirtschaft von 2,0 auf 2,6 Prozent. «Die Auswirkungen der Masseneinwanderungsinitiative sind weiterhin unklar und belasten die Planungssicherheit von Investoren im Wohn- und Wirtschaftsbau», hiess es.
Bereits im März hatte KOF wegen der Masseneinwanderungsinitiative ihre Prognosen zurückgeschraubt. Nun tritt sie noch stärker auf die Bremse und rechnet mit einer Stagnation der Bauwirtschaft im nächsten Jahr, nachdem die KOF im März noch von einem leichten Plus von 0,5 Prozent ausgegangen war.
«Der Wohnbau dürfte 2015 nur noch schwach zulegen, das rückläufige Volumen der Wohnbaubewilligungen deutet auf eine Pause in der Wachstumsdynamik hin», schreiben die Konjunkturforscher.
Weniger Schwung bei Exporten
Trotz des kräftigen Wachstums der Warenimporte im ersten Quartal sei die zwischenzeitliche Schwäche der Weltwirtschaft an den Schweizer Exporteuren nicht spurlos vorübergegangen. Die KOF dämpft ihre Erwartungen für einen Anstieg der Warenexporte von 4,5 auf 3,9 Prozent. Die Dienstleistungen dürften dafür um 4,2 Prozent zulegen, statt 3,8 Prozent.
Die Ökonomen der KOF halten in ihrer Mitteilung aber fest, dass das Schweizer BIP sowohl im laufenden wie im kommenden Jahr relativ deutlich wachse. Das Stellenwachstum halte an und der Konsum stütze die Wirtschaft. 2015 werde dann das Exportwachstum anziehen, vor allem dank der positiven internationalen Konjunkturentwicklung, hiess es.