Marcel Koller nimmt die SFV-Offerte nach mehrtägiger Bedenkfrist nicht an und setzt sein Engagement im Nationalteam von Österreich fort. Er will die ÖFB-Auswahl an die EM 2016 führen.
Einen Tag nachdem Ottmar Hitzfeld veröffentlicht hatte, sich nach der WM in Brasilien als Trainer der Schweiz zurückzuziehen, kursierte landesweit vor allem der Name eines möglichen Nachfolgers: Marcel Koller. Der bald 53-Jährige galt sofort als der perfekte Kandidat. Und Peter Stadelmann, der in dieser Angelegenheit überaus offensive Delegierte des Nationalteams, rückte den früheren Meistercoach von GC und St. Gallen bei jeder Gelegenheit ins mediale Zentrum.
Nach dem Solo des Ostschweizer Anwalts bekannte letzte Woche auch der SFV offiziell, die Gespräche mit Koller seien weit fortgeschritten. Alle Parteien – auch die mitbietenden Österreicher – waren an einer zeitnahen Einigung interessiert. «Der Ball liegt nun bei Marcel Koller», erklärte Verbands-Präsident Peter Gilliéron am letzten Donnerstag. «Wir tun alles, um ihn zu halten», konterte sein ÖFB-Amtskollege Leo Windtner.
Koller, bei zwei Verbänden mit Potenzial in der Pole-Position, entschied sich am Ende des Pokers gegen die Perspektiven der aktuellen Weltranglisten-Nummer 7 und für die Verlängerung seiner bald zweijährigen Aufbauarbeit in Österreich. «Der ÖFB hat mir die Chance gegeben, als Teamchef zu arbeiten, dafür bin ich sehr dankbar. Wir haben vor zwei Jahren einen Weg begonnen, diesen fortzusetzen, ist eine spannende und herausfordernde Aufgabe», übermittelte der Zürcher aus Wien.
Ihn reizt die Challenge, Österreich zum zweiten Mal (nach der Heim-EM) an eine EM-Endrunde zu führen, offenbar mehr, als das schwierige Erbe Hitzfelds anzutreten. Beim ÖFB kann der inzwischen unerhört populäre Schweizer vor allem gewinnen – in der Schweiz hingegen dürften die Erwartungen nach der erfolgreichen Ära von Star-Trainer Hitzfeld kaum sinken. Womöglich spielte jener Faktor bei seinen Überlegungen eine zentrale Rolle.
Die Absage Kollers dürfte den Schweizer Verband schmerzen – und allen voran den «Chef-Unterhändler» Stadelmann. Seine Strategie lohnte sich nicht, der Wunschkandidat winkte ab. In der Zentrale dürfte das Vorpreschen des Delegierten nicht alle Entscheidungsträger goutiert haben. Der Nachfolger Hitzfelds wird zumindest in der Startphase seines Engagements mit dem Makel des «Nummer-2-Status» behaftet sein.