In einer Stichwahl haben die Wähler in Kolumbien über einen neuen Präsidenten entschieden. Mehr als 32 Millionen Wahlberechtigte waren aufgerufen, sich zwischen Amtsinhaber Juan Manuel Santos und seinem Herausforderer Óscar Iván Zuluaga zu entscheiden.
Es wurde ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen beiden Politikern erwartet. Erste Ergebnisse sollte es nach der Schliessung der Wahllokale in der Nacht auf Montag geben. In Umfragen lagen der 62-jährige Mitte-Rechts-Politiker Santos und der 55-jährige rechtskonservative Zuluaga zuletzt nahezu gleichauf.
In der ersten Wahlrunde am 25. Mai hatte Zuluaga mit 29 Prozent knapp vor Santos mit 26 Prozent gelegen. Fast 60 Prozent der Wahlberechtigten beteiligten sich aber nicht an der ersten Runde. Für diesen Sonntag wurde erneut eine niedrige Wahlbeteiligung befürchtet.
Die Wahl kommt einem Referendum über den künftigen Umgang mit der Guerillaorganisation FARC gleich. Die im Jahr 1964 im Kampf gegen Grossgrundbesitzer gebildeten Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (FARC) sind die älteste aktive Guerillagruppe im Land, sie haben noch bis zu 8000 Kämpfer. Im Konflikt mit Regierungstruppen und Paramilitärs wurden in den vergangenen 50 Jahren bis zu 600’000 Menschen getötet.
Seit November 2012 laufen Friedensgespräche mit der kolumbianischen Regierung. Diese lehnt einen beidseitigen Waffenstillstand während der Verhandlungen ab und geht weiter gewaltsam gegen die FARC vor.
Santos will die Verhandlungen in einer zweiten Amtszeit abschliessen. Zuluaga hingegen fordert einen härteren Kurs gegenüber den Rebellen und will mögliche Gespräche an strikte Bedingungen knüpfen.
Gutes Timing
Wie für die Stichwahl bestellt – so mag es scheinen – haben kolumbianische Truppen am Samstag einen mutmasslichen regionalen FARC-Chef getötet. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums starb der Anführer der 18. FARC-Front, Alfredo Machado, am Samstag bei einem Gefecht.
Der Kampf ereignete sich in Ituango, 610 Kilometer nördlich der Hauptstadt Bogotá. Staatschef Santos beglückwünschte die Streitkräfte. «Die Offensive geht weiter!», schrieb der Präsident.