Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos hat fast die gesamte Armeeführung entlassen. Santos reagierte mit dieser Massnahme auf Vorwürfen einer Menschenrechtsorganisation zu Morden an Zivilisten durch Soldaten.
Der kolumbianische Präsident gab am Montag bei einer Medienkonferenz bekannt, dass er den Oberbefehlshaber des Heeres, General Jaime Alfonso Lasprilla, den Kommandanten der Marine, Admiral Hernando Wills, und den Kommandanten der Luftwaffe, General Guillermo León, entlassen habe.
Der Staatschef dankte ihnen für ihre Dienste und sprach von «einer normalen und notwendigen Prozedur».
Die Organisation Human Rights Watch (HRW) hatte in einem Bericht Ende Juni geschrieben, «zahlreiche Generäle und Oberste» seien über die «flächendeckende und systematische» Ermordung von Zivilisten in den Jahren 2002 bis 2008 informiert gewesen. Santos wies den Bericht zurück, der insbesondere Lasprilla und General Juan Pablo Rodríguez beschuldigte.
Die beiden Männer hatten Truppeneinheiten kommandiert, die mindestens 76 willkürliche Hinrichtungen begangen hätten, schrieb HRW und berief sich dabei auf Angaben der kolumbianischen Justiz.
Soldaten hatten im Kampf gegen linke Guerillas unbeteiligte Zivilisten ermordet und als im Kampf getötete Guerilla-Kämpfer ausgegeben, um so an Auszeichnungen und Beförderungen zu gelangen.
Santos entliess bereits als Verteidigungsminister in den Jahren 2006 bis 2009 drei Generäle und 24 andere Soldaten, die in den Skandal verwickelt waren. Laut HRW ermittelt die kolumbianische Justiz in 3000 Fällen wegen des Verdachts willkürlicher Hinrichtungen.
Als neuen Oberbefehlshaber des Heeres ernannte Santos den General Alberto Mejía Ferrero. Die Marine wird künftig von Admiral Leonardo Santamaria, die Luftwaffe von General Carlos Bueno geführt. Der Generaldirektor der Polizei, General Rodolfo Palomino, und der Generalstabschef der Armee, Admiral Henry Blain, wurden in ihren Ämtern bestätigt.