Dem Kometen «Tschuri» wird es auf seinem Weg in Richtung Sonne langsam zu warm: Er spuckt neuerdings auch nach Einbruch der Dunkelheit Staubfontänen ins All.
Dies belegen neue Aufnahmen der europäischen Kometensonde «Rosetta», wie das Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung (MPS) am Montag in Göttingen mitteilte. Die Bilder entstanden mit dem wissenschaftlichen Kamerasystem «Osiris» am 25. April, und zwar etwa eine halbe Stunde nach dem Sonnenuntergang über dem Kometen.
Sie zeigen mehrere klar unterscheidbare Staubfontänen auf 67P/Tschurjumov-Gerasimenko, kurz Tschuri genannt, die ins All entweichen. Sie treten laut den Forschern erst seit kurzem auch nach Sonnenuntergang auf. In den vergangenen Monaten ging die Aktivität des Kometen in der Regel von beleuchteten Flächen aus und kam zum Erliegen, sobald es dunkelte.
Für die nächtlichen Fontänen ist nach Ansicht der Wissenschaftler die Erwärmung des Kometen auf seinem Weg zur Sonne verantwortlich. Sie seien ein weiteres Zeichen für die zunehmende Aktivität des Kometen. Derzeit nähert sich der Komet rasch seinem sonnennächsten Punkt, den er bereits Mitte August erreicht.
Wärme gespeichert
Erste Modellrechnungen deuten dem MPS zufolge darauf hin, dass der Komet unter seiner Oberfläche diese Wärme für einige Zeit speichern kann. Dort vermuten «Rosetta»-Wissenschaftler den Vorrat an gefrorenen Gasen, der die Aktivität des Kometen speist.
Bereits frühere Kometen-Missionen zu den Kometen 81P/Wild 2 und 9P/Tempel 1 hatten Hinweise auf Fontänen geliefert, die auf der Nachtseite dieser Himmelskörper entstehen. «Doch erst die hochauflösenden Bilder von ‚Osiris‘ erlauben es uns nun, dieses Phänomen detailliert zu studieren», unterstrich MPS-Wissenschaftler Holger Sierks.
Die «Rosetta»-Sonde der europäischen Weltraumagentur ESA hatte im August 2014 nach zehnjähriger Reise ihren Zielkometen erreicht und umkreist seither den kleinen Himmelskörper aus Eis, gefrorenen Gasen und Staub. Im vergangenen November landete «Rosettas» Minilabor «Philae» auf dem Kometen und lieferte gut zwei Tage lang wissenschaftliche Daten, ehe seine Batterien erschöpft waren.