Für seinen Einsatz zugunsten vergewaltigter Frauen hat der kongolesische Gynäkologe Denis Mukwege am Mittwoch den Sacharow-Preis für Menschenrechte des Europaparlaments entgegengenommen. Parlamentspräsident Martin Schulz überreichte den mit 50’000 Euro dotierten Preis.
Mukwege habe sein Leben dem Kampf für Frieden und Gerechtigkeit gewidmet, sagte Schulz in Strassburg. Als Arzt habe er alles daransetzt, den Opfern von Vergewaltigungen zu helfen. «Anstatt wegzusehen sind Sie zu einem furchtlosen Mann geworden, der das Leid zahlloser Frauen und Mädchen gelindert hat.»
Der 59-jährige Gynäkologe Mukwege operiert seit Jahren Frauen, die Opfer von Gruppenvergewaltigungen wurden und deren Geschlechtsorgane oft völlig zerstört wurden. Er ist ein weltweit anerkannter Spezialist für das Rekonstruieren von weiblichen Geschlechtsorganen und hat mehrere tausend Frauen operiert, die während des Bürgerkriegs im Kongo vergewaltigt wurden.
Vergewaltigungen als «Kriegswaffe» brandmarken
In einem Interview mit der Nachrichtenagentur AFP forderte Mukwege, Vergewaltigungen international als «Kriegswaffe» zu brandmarken. Massenvergewaltigungen müssten als «Massenvernichtungswaffe» angesehen werden – zumal diese Waffe «preiswerter, erreichbarer und somit schwerer zu kontrollieren» sei als andere Waffen.
Der nach dem verstorbenen russischen Dissidenten und Physiker Andrej Sacharow benannte Preis wird seit dem Jahr 1988 an Persönlichkeiten oder Organisationen verliehen, die sich auf vorbildliche Weise für Menschenrechte und Demokratie einsetzen. Über die jährliche Vergabe des Sacharow-Preises entscheiden der Präsident des EU-Parlaments und die Vorsitzenden der Fraktionen.
Im vergangenen Jahr wurde die bei einem Taliban-Anschlag lebensgefährlich verletzte pakistanische Kinderrechtsaktivistin Malala Yousafzai mit dem Preis ausgezeichnet. Sie erhielt dieses Jahr auch den Friedensnobelpreis.
Weitere frühere Träger des Sacharow-Preises waren der ehemalige südafrikanische Präsident Nelson Mandela, der Vater des Prager Frühlings, Alexander Dubcek, der chinesische Dissident Wei Jingsheng, die myanmarische Oppositionspolitikerin Aung San Suu Kyi und der kubanische Bürgerrechtler Guillermo Fariñas.