Auf einem Sportplatz nahe Washington hat ein Schütze auf ein Baseball-Team aus republikanischen Kongressmitgliedern gefeuert. Dabei wurde der Abgeordnete Steve Scalise, der zur Fraktionsführung im Repräsentantenhaus gehört, an der Hüfte verletzt.
Nach Augenzeugenberichten lieferten sich anwesende Polizisten am Mittwoch in Alexandria eine wilde Schiesserei mit dem Täter. Die Polizei nahm nach eigenen Angaben einen Verdächtigen fest.
US-Präsident Donald Trump teilte später mit, der Schütze sei tot. Er sei seinen Verletzungen erlegen. Trump sagte, das ganze Land bete für Scalise. «Wir sind am stärksten, wenn wir vereint sind, wenn wir gemeinsam für das öffentliche Wohl arbeiten.»
Zur Identität und den Motiven des Schützen machte die Polizei keine Angaben. Nach übereinstimmenden Recherchen von «Washington Post» und CNN handelt es um einen 66 Jahre alten Mann aus dem Bundesstaat Illinois. Der Selbstständige hatte den Berichten zufolge seine Lizenz für seine Firma verloren.
«Gezielter Angriff»
Der Fernsehsender CNN berichtete unter Berufung auf Sicherheits- und Parlamentskreise, es habe sich offensichtlich um einen «gezielten Angriff» gehandelt.
Der Abgeordnete Scalise befand sich nach Angaben seines Büros in «stabilem» Zustand. Der 51-Jährige sei «frohen Mutes» und habe aus dem Spital mit seiner Frau telefoniert, bevor er in den Operationssaal gebracht worden sei.
Der Abgeordnete aus Lousiana ist «Majority whip» im Repräsentantenhaus, das ist eine Art Geschäftsführer, und damit die Nummer drei der republikanischen Partei. Seine Aufgabe ist es, in der grossen Parlamentskammer für die Einhaltung der Fraktionsdisziplin zu sorgen. Wegen seiner hohen Position in der Parteiführung wurde er neben Leibwächtern auch von der Capitol Police zu dem Sportplatz begleitet.
Neben Scalise wurden drei weitere Menschen verletzt, nach Angaben von anwesenden Parlamentsmitgliedern ein Mitarbeiter eines Abgeordneten sowie zwei Polizisten.
Schlimmeres verhindert
Gemäss dem Polizeichef von Alexandria, Michael Brown, gingen um 07.09 Uhr Ortszeit erste Berichte über Schüsse an dem Sportplatz in Alexandria ein. Drei Minuten später sei die Polizei vor Ort gewesen und habe die Capitol Police unterstützt.
Augenzeugen beschrieben dramatische Szenen auf dem Sportplatz. Der republikanische Senator Jeff Flake von Arizona berichtete auf CNN, während des rund zehnminütigen Schusswechsels hätten der Angreifer und die zum Schutz der Kongressmitglieder anwesenden Polizisten mindestens 50 Schüsse abgefeuert. Gemäss US-Medienberichten war der Täter mit einem Gewehr und einer Pistole bewaffnet gewesen.
Ohne die Anwesenheit der Polizisten «hätte niemand überlebt», sagte der republikanische Senator aus Kentucky, Rand Paul. «Ohne sie wäre es ein Massaker gewesen», sagte Paul.
Der verletzte Scalise sei vom Spielfeld weggekrochen, während die Schiesserei weitergegangen sei, berichtete der Fraktionskollege Mo Brooks. Nach Ende des Schusswechsels hätten er und andere Anwesende dann Scalise notdürftig versorgt.
Freund und Patriot
Insgesamt hätten sich rund 25 Mitglieder von Repräsentantenhaus und Senat auf dem Eugene-Simpson-Sportplatz aufgehalten, berichtete Senator Flake. Sie hatten am Morgen (Ortszeit) für ein traditionelles Wohltätigkeitsspiel gegen die Demokraten trainiert, das an diesem Donnerstag stattfinden sollte. Dieses Spiel hat eine mehr als 100-jährige Tradition.
Der Zwischenfall geschieht in den USA vor dem Hintergrund eines politischen Klimas, das seit dem Wahlkampf 2016 und dem Amtsantritt Präsident Trumps bereits äusserst angespannt ist. Die Gräben zwischen politischen Gegnern und Parteien sind tief wie selten.
Präsident Donald Trump bezeichnete Scalise als «wahren Freund und Patrioten». Er sei tief betroffen von dem Geschehen. Trump, der am Mittwoch seinen 71. Geburtstag feierte, sagte eine für den Nachmittag geplante Rede ab. Das US-Abgeordnetenhaus setzte alle für Mittwoch geplanten Abstimmungen aus.
Die demokratische Politikerin Gabrielle Giffords, die 2011 als Abgeordnete bei einem Attentat schwer verwundet wurde, reagierte unmittelbar auf die Schüsse von Virginia. Sie schrieb auf Twitter, sie fühle mit ihren früheren Kollegen, deren Familien und Mitarbeitern sowie der Capitol Police.