Die Expertengruppe des Bundes hat ihre Konjunkturprognosen des Frühjahres bestätigt. Demnach dürfte die Schweizer Wirtschaft im Jahresdurchschnitt um 1,4 Prozent wachsen. Für das kommende Jahr wird ein reales Wachstum von 1,8 Prozent erwartet.
Die Konsumausgaben der privaten Haushalte dürften gemäss den Prognosen um 1,3 Prozent wachsen, jene des Staates um 2,1 Prozent, wie das Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) am Donnerstag mitteilte.
Positiver gestimmt ist die Expertengruppe bezüglich der Exporte: Wurde im März noch mit einem Anstieg um 3,3 Prozent gerechnet, so sind es nun 4,0 Prozent. Die Importe sollen um 3,9 Prozent zulegen, gegenüber 3,5 Prozent bei der Frühjahresprognose.
Die Schweizer Konjunktur stehe seit einigen Monaten unter verschiedenen teils entgegengesetzten Einflüssen, schreiben die Konjunkturexperten des Bundes weiter. Auf der einen Seite zeichne sich in verschiedenen europäischen Ländern eine Erholung des Wachstums ab, was positive Auswirkungen auf den Schweizer Aussenhandel habe.
Auf der anderen Seite verhindere die vor allem aufgrund des geringen Wachstums in den Schwellenländern abgeschwächte Dynamik des Welthandels, dass die Schweizer Handelsbilanz stärkere Wachstumsimpulse liefere.
Auch in Bezug auf die verschiedenen Industriezweige liessen sich entgegengesetzte Tendenzen beobachten. Während das Wachstum der Pharmaindustrie auch in den heftigsten Phasen der Finanz- und Wirtschaftskrise nie richtig zum Stillstand gekommen sei, sei es vielen anderen Branchen deutlich schlechter ergangen.
Die Inflation dürfte 2016 bei minus 0,4 Prozent liegen. Für 2017 erwarten die Konjunkturexperten des Bundes eine Inflation von 0,3 Prozent. Das nominelle Wachstum des Bruttoinlandproduktes (BIP) der Schweiz sollte demzufolge 1,0 Prozent im 2016 und 2,0 Prozent im 2017 betragen.
Arbeitslosenquote von 3,6 Prozent
Auf dem Arbeitsmarkt wird für das laufende Jahr mit einer durchschnittlichen Arbeitslosenquote von 3,6 Prozent gerechnet und für 2017 mit einer Quote von 3,5 Prozent. Im Schnitt dürfte es 2016 zu einer leichten Beschäftigungszunahme von 0,4 Prozent kommen. Für 2017 prognostiziert die Expertengruppe eine Zunahme von 0,6 Prozent.
Die in Bezug auf die Wirtschaftssektoren sehr heterogene Entwicklung der letzten Jahre verhindere bisher einen kräftigeren Aufschwung der Schweizer Wirtschaft, heisst es in der SECO-Mitteilung weiter. Unsicherheiten bestünden für den Rest des Jahres sowie für das nächste Jahr hinsichtlich der möglichen Erholung in den Sektoren, die in den letzten Jahren stark unter der schwachen europäischen Konjunktur und der Frankenstärke gelitten hätten. Sektoren, die in letzter Zeit bereits einen deutlichen Zuwachs verzeichnet hätten, dürften ihren Aufwärtstrend im Prognosezeitraum grundsätzlich beibehalten.
Brexit-Abstimmung als Risikofaktor
Ebenfalls ein Risikofaktor sei das Resultat der Brexit-Abstimmung vom 23. Juni. Ein Austritt des Vereinigten Königreichs aus der EU mit noch unklaren Modalitäten hätte Auswirkungen sowohl auf verschieden Wechselkurse und andere Finanzmarktvariablen, als auch auf die Unternehmensinvestitionen und möglicherweise auf den Welthandel.
Neben diesen Risiken sei auf den Finanzmärkten auch eine latente Nervosität in Bezug auf die finanzielle Situation vieler chinesischer Unternehmen spürbar, da diese nicht klar offengelegt würden.
Die insbesondere in den USA erwartete währungspolitische Kursänderung trage ebenfalls zur Verunsicherung bei. Risiken bestünden zudem hinsichtlich massiver Kapitalbewegungen und deren Auswirkungen auf die Wechselkurse, vor allem zwischen Asien und den USA. Nicht zuletzt berge ein anhaltendes Tief- beziehungsweise Negativzinsumfeld potenzielle Gefahren in Bezug auf das Eingehen übermässiger Risiken seitens Investoren und Schuldnern.