Konsumenten schieben die Wirtschaft von EU-Ländern an

Die Wirtschaft Deutschlands, Frankreichs und Italiens wächst dank kauffreudiger Konsumenten wie schon seit längerem nicht mehr. In den drei Euro-Ländern legte das Bruttoinlandprodukt jeweils zu.

Die Kauflust steigt in mehreren EU-Ländern merklich an (Bild: sda)

Die Wirtschaft Deutschlands, Frankreichs und Italiens wächst dank kauffreudiger Konsumenten wie schon seit längerem nicht mehr. In den drei Euro-Ländern legte das Bruttoinlandprodukt jeweils zu.

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) Deutschlands stieg von Januar bis März im Vergleich zum Vorquartal um 0,3 Prozent. Allerdings verlor der Aufschwung an Fahrt: Ende 2014 war die deutsche Wirtschaftsleistung noch um 0,7 Prozent zum vorangegangenen Vierteljahr gestiegen.

Wichtigster Wachstumstreiber war erneut der Konsum im Inland. Die privaten Haushalte steigerten ihre Ausgaben, weil einerseits Sparanlagen angesichts der mickrigen Zinsen unattraktiv sind und sie andererseits dank steigender Löhne und Rekordbeschäftigung mehr Geld in der Tasche haben.

Positive Impulse kamen zudem von den staatlichen Konsumausgaben und den Investitionen. Hingegen bremste der Aussenbeitrag – also die Differenz der Entwicklung von Ex- und Importen – das Wachstum: Zwar wurden mehr Waren und Dienstleistungen exportiert als Ende 2014. Die Importe stiegen den Angaben zufolge aber noch sehr viel kräftiger.

Haupttreiber ist das billige Öl

Die französische Wirtschaft wuchs dank kauffreudiger Konsumenten so kräftig wie seit zwei Jahren nicht mehr. Das Bruttoinlandsprodukt legte von Januar bis März um 0,6 Prozent zum Vorquartal zu.

Dies teilte das Statistikamt Insee am Mittwoch in Paris mit. Ökonomen hatten lediglich 0,4 Prozent vorausgesagt. Ende 2014 hatte es nur zu einer Stagnation gereicht. Die zweitgrösste Volkswirtschaft der Euro-Zone expandierte damit jetzt doppelt so schnell wie die Nummer eins Deutschland.

«Billigeres Öl war der Haupttreiber», sagte Ökonom Christian Schulz von der Berenberg Bank. Die Portemonnaies der Konsumenten wurden dadurch spürbar entlastet, das Geld floss zu einem Teil in den privaten Konsum und schob so die Wirtschaft an.

Ökonomen zufolge ändert der gute Jahresauftakt aber wenig an der insgesamt düsteren Lage. «Der Aufschwung wird nicht stark genug sein, um die hohe Arbeitslosigkeit in Frankreich merklich zu drücken», sagte Diego Iscaro vom Analysehaus His Global Insight.

Derzeit liegt diese bei 10,6 Prozent, in Deutschland hingegen nach EU-Standards nur bei 4,8 Prozent. Zudem hat sich Öl in den vergangenen Wochen bereits wieder merklich verteuert. Beides dürfte den Konsum in den nächsten Monaten bremsen.

Die Regierung in Paris rechnet in diesem Jahr mit einem Wirtschaftswachstum von mindestens einem Prozent, nachdem es 2014 nur zu 0,2 Prozent gereicht hatte.

Raus aus der Rezession

Auch Italiens Wirtschaft hat sich im ersten Quartal gut entwickelt. Das Bruttoinlandsprodukt stieg zwischen Januar und März um 0,3 Prozent zum Vorquartal, wie das nationale Statistikamt mitteilte. Dies war das erste Wachstum seit Mitte 2013. Ökonomen hatten mit einem Plus von 0,2 Prozent gerechnet.

Italien hat drei Jahre Rezession hinter sich. Für 2015 sagt die EU-Kommission Italien ein Wirtschaftswachstum von 0,6 Prozent voraus, das sich 2016 auf 1,4 Prozent beschleunigen soll.

Nächster Artikel