Die Schweizer Privatradios sollten nach Ansicht des Bundesamtes für Kommunikation (Bakom) in ihren Sendungen der Information mehr Gewicht geben. Die Radios halten dagegen undifferenzierte Regeln für wenig sinnvoll.
Eine vom Bakom in Auftrag gegebene Studie zeigt erstmals, dass entgegen weit verbreiteten Mythen längere Informationssendungen in Privatradios weder die Hörer vergraulen noch wirtschaftlich nachteilig sind. Bakom-Vizedirektorin Nancy Wayland Bigler plädierte am Donnerstag am Swiss Radio Day 2013 in Zürich für mehr regionale Informationen, mehr Hintergrund und mehr politische Themen.
Aktuell betrage in der deutschen Schweiz der Anteil Musik in der Primetime bei den 24 Privatradios 64 Prozent. Auf die Information entfalle ein Anteil von nur 16 Prozent. Bei den Radioprogrammen der SRG sei es gerade umgekehrt. In der Westschweiz sei das Verhältnis von Musik und Information bei den 12 Lokalradios leicht besser und im Tessin beiden den zwei Privatradios etwas schlechter.
Die Privatradios arbeiten seit rund vier Jahren auf Basis einer Konzession. Sie erhalten Gelder, müssen aber im Gegenzug einen Leistungsauftrag erfüllen, der eine Pflicht zur Information über lokale und regionale Themen festschreibt. Das Bakom achtet darauf, dass die Privatradios ihrer Pflicht nachkommen. Die Studie liefert nun dazu einen umfassenden Datenkranz.
Nicht alles sind gleich
Die Lokalradios ihrerseits wehren sich gegen allzu strikte Eingriffe in ihre Programmfreiheit. Das Bakom kehre alle Radios über einen Leisten. Es sei jedoch ein grosser Unterschied, ob ein Lokalradio in grossen Städten wie Basel oder Zürich tätig sei oder in Bergregionen. Entsprechend sei zu differenzieren, sagte Matthias Hagemann, Direktor von Radio Basilisk.
Vertreter von Radio Munot und Radio FM1 warfen der Publicom AG, die die Studie im Auftrag des Bakom erstellt hat, gar Grundlagenirrtum vor. Die Radioprogramme von SRF seien schwergewichtig auf Wortbeiträge ausgerichtet. Die Privatradios hätten sich seit ihrer Gründung vor 30 Jahren eine Nische erkämpfen müssen. Sie setzten daher stark auf Musik.
Es möge zwar stimmen, dass bei mehr Wortbeiträgen das Publikum nicht in Scharen abwandere, sagte Philippe Huwiler, Chefredaktor von Radio Fribourg. Der Umkehrschluss sei jedoch nicht zulässig. Mehr Informationen bringe nicht zwangsläufig mehr Hörer und einen grösseren kommerziellen Erfolg. Diese Meinung wird in der Privatradio-Branche weit herum geteilt.
Marcel Regnotto, Leiter Medien im Bakom, hielt dem entgegen, dass es nun einmal einen Leistungsauftrag gebe, der die publizistische Qualität der Lokalradios sichern soll. Eine untere Grenze, die Regnotto bei weniger als 10 Prozent Anteil Informationen sieht, dürfe nicht unterschritten werden.