Nach den Gewaltakten am Rand des Cupfinals in Bern ist eine Kontroverse um die Urheberschaft entbrannt. Der FC Zürich nimmt seine Fans in Schutz und schiebt die Schuld «Krawalltouristen» zu, die dem Verein unbekannt seien. Die Berner Polizei widerspricht heftig.
Insgesamt 45 Teilnehmer des Zürcher Fanmarschs zum Stade de Suisse in Bern waren am Ostermontag festgenommen worden. 15 von ihnen – zumeist Zürcher unter 30 Jahren – verbrachten die Nacht zum Dienstag in Polizeihaft. Mittlerweile sind alle Personen wieder auf freiem Fuss.
Dutzende «Fans» müssen aber mit einer Anzeige rechnen, wie Manuel Willi, Chef der Regionalpolizei Bern, auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda sagte. Vorgeworfen wird ihnen Landfriedensbruch, Plünderung, Körperverletzung, Gewalt und Drohung gegen Beamte sowie Sachbeschädigung.
Der FC Zürich bedauert die Vorfälle, wie Martin Guglielmetti als Sicherheitsverantwortlicher sagte. Verantwortlich seien rund 50 Personen, die nicht zum FCZ-Fanlager gehörten. Sie seien im Extrazug nach Bern gefahren, hätten sich dann vermummt und seien zusammen mit den friedlichen Fans durch die Innenstadt gezogen. «Der FCZ und seine Fans wurden missbraucht.»
Polizei kritisiert FCZ
Die Polizei weist diese Darstellung als «unhaltbar» zurück. Nach ihren Erkenntnissen waren mehr als drei Viertel der Festgenommenen eindeutig Zürcher Fans, die in den einschlägigen Kreisen verkehrten, sagte Willi. Die Argumentation des FCZ zeige, dass beim Verein offenbar kein Problemverständnis vorhanden sei.
«Wenn die rund 50 angeblichen Krawalltouristen mit dem Extrazug nach Bern fuhren, warum haben uns die Fan-Beauftragten dann nicht informiert?» fragte Willi. «Wieso sagte uns niemand, dass da dem FCZ unbekannte Leute mitreisen? Es fand kein Dialog statt.» Auch während des Umzugs sei die Zusammenarbeit schlecht gewesen.
Mit den Basler Fans habe es hingegen kaum Probleme gegeben. Diese seien zwar ebenfalls von der vereinbarten Route abgewichen. «Aber der Klub und die Fan-Beauftragten nahmen Einfluss auf die Fans. Bei den Zürchern war dies nicht zu erkennen.»
Cupfinal «nicht um jeden Preis»
Auch Stadtpräsident Alexander Tschäppät machte am Dienstag seinem Ärger Luft. Der Cupfinal gehöre zwar in die Bundesstadt, aber nicht um jeden Preis, sagte er im Berner Regionaljournal von Radio SRF.
Die Stadt habe alles unternommen, um ein friedliches Fussballfest zu ermöglichen. Umso frustrierender sei es, dass sich «50 bis 100 Idioten an nichts halten wollten».
Für den kantonalen Polizeidirektor Hans-Jürg Käser ist klar, dass der Cupfinal künftig nicht mehr in Bern ausgetragen werden soll. Einmal mehr habe die Polizei den Kopf hinhalten müssen. Fünf Polizisten wurden verletzt, entweder durch Steinwürfe oder weil Fans in unmittelbarer Nähe Knallpetarden zündeten.
Die Höhe des Sachschadens bezifferte die Polizei auf etwa 40’000 Franken. Dazu kommt das Deliktsgut aus einem geplünderten Laden. Die betroffenen Laden- und Liegenschaftsbesitzer hoffen, dass die Haftpflichtversicherung für die Schäden aufkommt.
Druck auf Verband
Käser erwartet, dass die Stadt Bern nun Regress nimmt auf den Fussballverband SFV. Als Veranstalter des Cupfinals hatte sich der SFV bereit erklärt, «je nach Ausgang des Anlasses» bis zu 200’000 Franken an die Sicherheitskosten beizutragen. Ob der Verband wirklich zahlungswillig ist, bleibt allerdings offen.
Laut der Zeitung «Bund» will der SFV zuerst rechtlich abklären lassen, ob er dazu verpflichtet werden kann. In einem Communiqué teilte der SFV lediglich mit, er wolle sich «im Gegensatz zu anderen Beteiligten» erst dann zu den Vorfällen äussern, wenn alle Informationen auf dem Tisch lägen. Der FC Basel hat sich am Dienstagnachmittag auf seiner Webseite zu Wort gemeldet und schliesst sich der Haltung des Fussballverbandes an.
Die Stadt Bern hat mit Verband, Klubs und Fan-Vertretungen ein Debriefing vereinbart. Ein Termin dafür steht aber noch nicht fest.
» Die Medienmitteilung der Kantonspolizei Bern nach dem Cupfinal