Credit-Suisse-Chef Brady Dougan wehrt sich gegen die Kritik der Schweizerischen Nationalbank (SNB) an der Kapitalausstattung der Grossbank. „Die CS ist in einer guten Verfassung“, sagte Dougan in einem Interview in der „SonntagsZeitung“.
„Wenn es zu einem Erdbeben an den Finanzmärkten kommt, spüren wir das auch“, räumte Dougan ein. „Dennoch haben wir genügend Eigenkapital, um derzeit alle Vorgaben zu erfüllen.“
Die SNB hatte am Donnerstag in ihrem Bericht über die Finanzstabilität die beiden Grossbanken UBS und CS zu einem weiterem Aufbau von hartem Eigenkapital gemahnt. Insbesondere über die Kapitalbasis der CS zeigte sich die SNB besorgt und forderte die Bank auf, den Kapitalaufbau noch in diesem Jahr zu beschleunigen.
Die Einschätzung der SNB sei „schwer nachvollziehbar“, sagte Dougan im Interview. Der Bericht gehe von einem sehr pessimistischen Szenario für die Entwicklung der europäischen Schuldenkrise aus. Zudem habe die SNB bei ihren Berechnungen Pflichtwandelanleihen über rund 6 Mrd. Franken nicht einbezogen, die zwar erst 2013 ausgegeben würden, aber bereits vollständig platziert seien.
Die CS werde zusätzliches Eigenkapital schaffen, versprach Dougan. Sie werde dies mit künftigen Gewinnen erreichen. Eine Kapitalerhöhung sei hingegen nicht geplant.
Erstaunt und enttäuscht
Er sei „enttäuscht“ vom Bericht der SNB, sagte Dougan. Noch in der Woche vor der Publikation des Berichts habe er ein eineinhalbstündiges Gespräch mit SNB-Präsident Thomas Jordan und Vizepräsident Jean-Pierre Danthine geführt.
Sie hätten ausführlich über die Marktsituation und die Strategie der CS gesprochen. „Dass wir die Dividende kürzen und eine Kapitalerhöhung durchführen sollten, war kein Thema.“ Umso erstaunter sei er über die öffentliche Kritik der SNB gewesen.
Die CS nehme die Forderungen der SNB als „Anregung“ zur Kenntnis, sagte Dougan. Gleichzeitig betonte er, dass die Bankenaufsicht nicht der SNB, sondern der Finma obliege.
Auch auf die Kritik an seiner Person ging Brady Dougan im Interview ein. Die CS habe im Umgang mit der Finanzkrise vieles richtig gemacht, sagte er. „Aus heutiger Sicht muss ich den Kritikern recht geben, die sagen, wir hätten noch früher handeln müssen.“ Er wolle aber Konzernchef bleiben, betonte Dougan: „Ich möchte diese Aufgabe zu Ende bringen.“