Jan Jenisch, Chef des Industriekonzerns Sika, verteidigt die Rücktrittsdrohung der Firmenführung wegen der geplanten Übernahme durch die französische Gruppe Saint-Gobain. Nicht die Drohung, sondern Saint-Gobains Pläne hätten zum Kurssturz der Aktie geführt, sagte er.
«Unserer Rücktrittsdrohung hat nichts mit dem Kurs zu tun. Die Investoren haben begriffen, dass der Plan von Saint-Gobain so für sie nicht funktioniert», sagte Jenisch im Interview mit der «NZZ vom Sonntag». Er bestreite, dass der Kurs ohne Rücktrittsdrohung weniger stark gefallen wäre.
Die Aktien des Bauchemie- und Klebstoffherstellers Sika haben seit dem 8. Dezember rund 30 Prozent an Wert verloren. Damals war bekannt geworden, dass die Familie Burkard ihre privilegierten Aktien und die Kontrolle über den Konzern an Saint-Gobain verkauft, ohne das Publikumsaktionäre ein Angebot erhalten. Konzernführung und unabhängige Verwaltungsräte wehrten sich und drohten mit Rücktritt.
Ansprüche gingen verloren
Zur Frage nach persönlichen Auswirkungen eines Rücktritts sagte Jenisch, dass er «gewisse Ansprüche für die nächsten Jahre verlieren würde», wenn er das Unternehmen verlasse oder entlassen würde. Darum gehe es aber nicht: «Es ist nicht meine Priorität, mir irgendwelche monetären Anteile zu sichern.»
Die Firmenleitung wolle keine Vorteile für sich herausholen, sondern sich für Aktionäre und Mitarbeiter einsetzen. Er und die Konzernleitung könnten keine Pläne vertreten, die nicht umsetzbar seien, sagte Jenisch. Saint-Gobains Pläne seien nicht nachvollziehbar, nicht realistisch und brächten Sikas Wachstumsstrategie in Gefahr.
Wohl Entlassungen geplant
Zudem kritisiert er, dass Saint-Gobain drei «unliebsame» Verwaltungsräte absetzen wolle. Diese hätten viel geleistet und hätten eine grosse Reputation in der Schweiz. «So kann man nicht mit einer Firma und ihren Mitarbeitern umgehen.»
Jenisch lässt ausserdem durchblicken, dass Saint-Gobain seiner Ansicht nach wohl Entlassungen anstrebe: Das Thema Mitarbeiter werde in den Saint-Gobain-Plänen nur bei den Synergien erwähnt, wo Einsparungen in Millionenhöhe angestrebt würden. «In der Regel heisst das ja Entlassungen.»
Der französische Konzern verneinte dies umgehend: «Saint-Gobain hat stets klar gemacht, dass die Synergien aus dem Zusammenschluss mit Sika durch zusätzliches Wachstum und nicht durch einen Abbau von Stellen generiert werden. Wir halten an dieser Aussage fest», sagte ein Sprecher des Unternehmens am Sonntag gegenüber der Nachrichtenagentur sda.
Zwischen dem Sika-Management und Saint-Gobain scheint derweil Funkstille zu herrschen. Es sei in der vergangenen Woche zu keinen Kontakten gekommen, sagte Jenisch. Für Gespräche sei er aber jederzeit zu haben. Gleich tönt es gemäss «NZZ am Sonntag» auch bei Saint-Gobain.