Konzernchef Michael Buscher verlässt OC Oerlikon per sofort

An der Spitze der Industriegruppe OC Oerlikon kommt es überraschend zu einem Wechsel. Konzernchef Michael Buscher verlässt die Kommandobrücke des Technologiekonzerns sofort. Seinen Posten übernimmt bis auf weiteres Finanzchef Jürg Fedier.

Michael Buscher an der Bilanzpressekonferenz von OC Oerlikon Anfang März 2013 (Bild: sda)

An der Spitze der Industriegruppe OC Oerlikon kommt es überraschend zu einem Wechsel. Konzernchef Michael Buscher verlässt die Kommandobrücke des Technologiekonzerns sofort. Seinen Posten übernimmt bis auf weiteres Finanzchef Jürg Fedier.

Fedier ist seit 2009 Finanzchef und gehörte zu jenem Management-Team, das den Hersteller von Textilmaschinen, Getrieben, Oberflächensystemen und anderen Technologieerzeugnissen aus der Krise führte.

Die Stabilisierung der damals hoch verschuldeten OC Oerlikon gelang 2010 mit einem massiven Kapitalschnitt. Der Forderungsverzicht der Banken und der Aderlass der Investoren, allen voran des damaligen Mehrheitsaktionärs Viktor Vekselberg, reduzierte die Schulden um eine Milliarde Franken.

Buscher hatte seinen Posten als Konzernchef etwa zur gleichen Zeit angetreten. Unter seiner Führung fasste das Unternehmen wieder Tritt. Anfang März kündigte Buscher für 2012 einen Reingewinn von 385 Mio. Fr. an. Dies war das beste Ergebnis seit vielen Jahren.

Keine Details zum Abgang

Nach drei Jahren wolle er sich nun beruflich weiterorientieren, sagte Unternehmenssprecher Burkhard Böndel auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda am Donnerstag. Über eine neue Aufgabe Buschers ist nichts bekannt.

Die Suche nach einem Nachfolger laufe. Genauere Hintergründe über den Rücktritt nannte Böndel nicht. Für Kenner des Unternehmens kam Buschers Abgang sowohl unerwartet als auch zu einem unglücklichen Zeitpunkt. Der Rücktritt gebe genügend Stoff für Gerüchte und werde bei den Investoren für Unruhe sorgen, schrieben die Analysten der Bank Notenstein.

Aktienkurs sinkt

Buscher habe eine führende Rolle bei der Überwindung der Krise gespielt, und habe beim Konzern, der im vergangenen Jahrzehnt eine turbulente Geschichte erlebt hat, etwas Stabilität und Ruhe einkehren lassen. An der Börse gaben die Titel des Oerlikon-Konzerns nach und verloren 3,95 Prozent ihres Werts.

Die Zürcher Kantonalbank (ZKB) umschrieb Buschers Abgang mit dem Zitat «Der Lotse geht von Bord», eine Anlehnung an den Rücktritt im Jahr 1890 des deutschen Reichskanzlers Otto von Bismarck nach Meinungsverschiedenheiten mit Kaiser Wilhelm II. Der Rücktritt löste damals eine Zeit politischer Instabilität aus. Für die ZKB ist Buscher einer der «Hauptarchitekten des erfolgreichen Turnarounds».

Die Bank Vontobel unterstrich in einer Reaktion aber auch, dass Interimschef Fedier in den letzten Jahren eine mindestens so massgebliche Rolle gespielt habe wie Buscher. Auch bei Vontobel geht man aber davon aus, dass die Oerlikon-Aktie auf und ab schwankt, solange kein definitiver neuer Chef im Amt ist.

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