In Hongkong wird gegen den ehemaligen Verwaltungschef der Metropole, Donald Tsang, wegen Korruption ermittelt. Tsang erschien am Montag vor Gericht, wurde aber zunächst auf Kaution freigelassen. Am 13. November muss er erneut vor Gericht erscheinen.
Tsang erklärte, er habe ein «reines Gewissen» und sei überzeugt, dass das Gericht ihn am Ende des Verfahrens entlasten werde. Der 70-jährige Tsang stand von 2005 bis 2012 an der Spitze der Regionalregierung der chinesischen Sonderverwaltungszone Hongkong.
Tsang wird vorgeworfen, Gefälligkeiten von Industriemagnaten angenommen zu haben. So soll er eine Luxuswohnung im südchinesischen Shenzhen von einem Investor angemietet haben, der sich in Hongkong um Rundfunk-Lizenzen der Regierung bemühte.
Auch verschwieg er, dass ein von ihm für eine staatliche Auszeichnung vorgeschlagener Architekt als Innenarchitekt in seiner Wohnung tätig war. Überdies soll Tsang Einladungen zu Reisen auf Luxusjachten und in Privatjets angenommen haben.
Die frühere britische Kronkolonie galt bislang als relativ frei von Korruption. Jüngste Fälle schürten aber den Verdacht enger Beziehungen zwischen den Behörden und der Wirtschaft.
Überdies wird hinterfragt, warum eine bei der Unabhängigen Kommission gegen Korruption (ICAC) eingereichte Beschwerde gegen den aktuellen Verwaltungschef Leung Chun Ying bislang nicht weiter verfolgt wurde. Auch die Tatsache, dass die ICAC dem Verwaltungschef unterstellt ist, sorgt für Unmut.