Die gegen Korruption kämpfende Organisation Global Witness hat schwere Vorwürfe gegen den seit 30 Jahren in Kambodscha autoritär regierenden Präsidenten Hun Sen erhoben. Hun Sens Familie würde das Land ausbeuten und selbst die Rotkreuz-Gesellschaft missbrauchen.
Familienmitglieder seien Teilhaber oder Besitzer von Firmen mit einem Kapital von mehr als 200 Millionen Dollar (195 Millionen Franken). Viele hätten Verbindungen zu verschiedenen internationalen Unternehmen, heisst es in dem am Donnerstag veröffentlichten Global-Witness-Bericht mit dem Titel «Feindliche Übernahme».
«Ich weigere mich, Global Witness jegliche Aufmerksamkeit zu schenken», reagierte Phay Siphan, Sprecher von Hun Sens Kabinett. «Sie veröffentlichen solche Berichte nur, um Geld von Spendern zu sammeln, die gegen die Regierung sind.»
«Zum Wohl des Volkes»
Vorsitzende der nationalen Rotkreuz-Gesellschaft ist Hun Sens Frau Bun Rany. Global Witness wirft ihr vor, Rotkreuz-Hilfsgüter als milde Gabe von Hun Sens Partei CPP auszugeben. Das Rote Kreuz verlangt strikte politische Neutralität.
Global Witness rief die Internationale Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften mit Sitz in Genf auf, Kambodscha auszuschliessen. Das kambodschanische Rote Kreuz in Phnom Penh wies die Vorwürfe zurück. «Alles, was wir tun, ist zum Wohl des Volkes, nicht der Regierung», sagte die Vize-Generalsekretärin Men Neary Sopheak.