Der angeschlagene Kosmetikkonzern Avon will auf eigenen Füssen einen Weg aus der Krise finden. Das US-Unternehmen schlug am Montag ein Übernahmegebot des kleineren Rivalen Coty in Höhe von zehn Milliarden Dollar aus.
Die Offerte bewerte Avon deutlich zu niedrig, teilte der Konzern mit. Coty machte sein Interesse an dem Direktverkäufer von Cremes und Lippenstiften öffentlich, weil Avon den Angaben zufolge Gespräche über das Vorhaben verweigert.
Dem dümpelnden Aktienkurs des Schönheitskonzerns halfen die Nachrichten auf die Sprünge. Das Papier kletterte vorbörslich um knapp 20 Prozent. In den vergangenen eineinhalb Jahren hat Avon rund 50 Prozent seines Börsenwertes verloren.
Coty vertreibt unter anderem Parfums von Prominenten wie den Sängerinnen Beyonce und Lady Gaga sowie die Duftmarken- und Kosmetikmarken von Davidoff und Adidas. Zugleich gehört die Marke Rimmel zu dem Konzern. Im Geschäftsjahr 2010/2011 erwirtschaftete Coty nach eigenen Angaben rund 4,1 Milliarden Dollar. Avon setzte 11,3 Milliarden Dollar um.
Bisher sei die Rivalin nicht zu Verhandlungen über die Offerte bereit, teilte Coty mit. „Wir verstehen nicht, wie der Unwillen des Direktoriums, unser Angebot zu diskutieren, im besten Interesse der Avon-Aktionäre sein kann“, hiess es in einem Brief an Avon-Chefin Andrea Jung.
Kein feindliches Übernahmeangebot
Trotzdem gebe es keine Pläne, ein feindliches Übernahmeangebot zu unterbreiten. Das mehrheitlich zu Joh A. Benckiser gehörende Unternehmen deutete seine Bereitschaft an, mehr Geld auf den Tisch zu legen, wenn die Prüfung der Bücher dies rechtfertige.
Der Konzern bietet zunächst 23,25 Dollar je Avon-Aktie. Das entspräche einem Aufschlag von 20 Prozent auf den Schlusskurs vom Freitag. Derzeit ist Avon nach Börsenwert etwa acht Milliarden Dollar wert.
Schleppende Geschäfte
Der renommierte Kosmetikhersteller kämpft mit schleppenden Geschäften und leidet unter der Kaufzurückhaltung der US-Konsumenten sowie einem schärferen Wettbewerb. Im laufenden Jahr will der Konzern deswegen Stellen abbauen.
Zugleich belasten Avon in den USA weiterhin Ermittlungen im Zusammenhang mit Bestechungsvorwürfen. Diese setzen auch die langjährige Chefin Jung unter Druck. Sie hat angekündigt, im laufenden Jahr ihr Amt zur Verfügung zu stellen.