Kosten für ÖV-Benutzer steigen stärker als für Autolenker

Zugfahrer sind in den letzten Jahren stärker zur Kasse gebeten worden als Autofahrer: Die Kosten für Bahnreisende stiegen im Vergleich zu jenen der Autolenker seit 1990 deutlich stärker. Das zeigt eine Untersuchung des Preisüberwachers.

Einzelzugbillete kosten fast die Hälfte mehr als 1990 (Symbolbild) (Bild: sda)

Zugfahrer sind in den letzten Jahren stärker zur Kasse gebeten worden als Autofahrer: Die Kosten für Bahnreisende stiegen im Vergleich zu jenen der Autolenker seit 1990 deutlich stärker. Das zeigt eine Untersuchung des Preisüberwachers.

Der Preisüberwacher hat die Entwicklung der Kosten für Bahnreisende mit jenen für Autolenker verglichen. Fazit: Wer im öffentlichen Verkehr reist, wird stärker zur Kasse gebeten. Für die Studie wurden die Kosten für den einzelnen Verkehrsteilnehmer auf fünf ausgewählten Reisestrecken verglichen. Dabei zeigte sich: Im Privatverkehr stiegen die Kosten seit 1990 für den einzelnen Autolenker um rund 30 Prozent, wie aus dem am Dienstag veröffentlichten Newsletter des Preisüberwachers hervorgeht.

Bei den einfachen Einzelbilletten im öffentlichen Verkehr betrug die Preissteigerung hingegen über 45 Prozent, bei den Retourfahrten im öffentlichen Verkehr sogar fast 80 Prozent. Das Halbtaxabonnement wurde im Vergleich zu 1990 um rund 60 Prozent teurer, für das Generalabonnement müssen ÖV-Benutzer sogar 65 Prozent mehr hinblättern.

Beim Strassenverkehr scheine die Entwicklung der Fahrkosten stärker durch den Markt beeinflusst zu sein, heisst es im Newsletter zur Erklärung. Daher folge der Kostenanstieg tendenziell der allgemeinen Teuerung in der Schweiz.

Die Fahrkosten bei der Bahn würden hingegen neben der allgemeinen Teuerung vor allem auch durch politische Entscheide sowie angebotsbezogene Entwicklungen beeinflusst. Dazu zählt beispielsweise die Abschaffung des Rabatts für Retourbillette im Jahr 2004. Dadurch verdoppelte sich der Preis für eine Retourfahrt von Bern nach Zürich im Vergleichszeitraum beinahe.

«Politischer Entscheid»

Aus finanzieller Sicht habe der Schienenverkehr gegenüber dem Strassenverkehr seit 1990 klar an Boden und somit an Attraktivität verloren, schreibt der Preisüberwacher. Dies müsse mit kritischem Blick betrachtet werden.

Zwar stehe den gestiegenen Preisen mehrheitlich eine Verbesserung des Angebots im öffentlichen Verkehr gegenüber. Damit lasse sich wohl zu einem Grossteil die wachsende Passagierzahl im öffentlichen Verkehr erklären. Ob die Tarife allenfalls neu zu gestalten seien, sei schliesslich eine politische Frage, schreibt der Preisüberwacher.

Fünf Strecken verglichen

In der Studie wurden die Kosten untersucht, welche den Verkehrsteilnehmern beim Benutzen eines Autos beziehungsweise der Bahn auf fünf Strecken anfallen (Bern-Zürich, Lausanne-Genf, Wattwil-Romanshorn, Locarno-Bellinzona und Disentis/Mustér-Chur). Die fünf Strecken wurden aufgrund der beim Verband öffentlicher Verkehr (VöV) vorhandenen Daten zur Entwicklung im Schienenverkehr bestimmt.

Die Fahrkosten beim Strassenverkehr wurden aufgrund des Kilometerkosten-Index des Touring Clubs Schweiz (TCS) bestimmt. Beim Bahnverkehr lag der Fokus auf der Entwicklung der Einzelfahrtentarife in der 2. Klasse ohne zusätzliche Ermässigung.

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