Die Stilllegung der fünf schweizerischen Atomkraftwerke wird schätzungsweise über 20 Milliarden Franken kosten – 10 Prozent mehr als vor fünf Jahren angenommen. Insbesondere die Stilllegungskosten kommen teurer zu stehen als erwartet.
Teuerungsbereinigt kostet der Ausstieg aus der Atomenergie nach Ansicht des Bundes 20,654 Milliarden Franken. Das sind die Kosten für Stilllegung, die Nachbetriebsphase und die Entsorgung der radioaktiven Abfälle, wie das Bundesamt für Energie (BFE) am Donnerstagmorgen mitteilte.
Die Stilllegungskosten der AKW und des Zentralen Zwischenlagers in Würenlingen (ZWILAG) kommen gemäss einer neuen Kostenstudie von swissnuclear – im Auftrag der Kommission für den Stilllegungsfonds und den Entsorgungsfonds – auf rund 3 Milliarden Franken, 17 Prozent mehr als vor fünf Jahren geschätzt.
Die Kosten für die 15 bis 20 Jahre dauernden Demontage- und Rückbauarbeiten wurden nach Erfahrungen aus den laufenden Stilllegungsprojekten in Deutschland angepasst. Diese Kosten werden vollumfänglich durch den Stilllegungsfonds gedeckt, der Ende 2010 mit 1,331 Milliarden Franken geäufnet war.
Aktueller Wissensstand
Auch die Entsorgungskosten werden aus heutiger Sicht um 10 Prozent höher ausfallen als noch vor fünf Jahren angenommen. Die aktuelle Kostenstudie geht von knapp 16 Milliarden Franken aus. Dabei haben die gesammelten Erfahrungen im Tunnelbau und verschärfte Anforderungen an nukleare Bauten zu höheren Kostenschätzungen für die geologischen Tiefenlager geführt.
Grundlage für die Berechnung der Beiträge der Betreiber bilden Kostenstudien, die gemäss Stilllegungs- und Entsorgungsverordnung (SEFV) alle 5 Jahre aufgrund des neusten Stands von Wissen und Technik aktualisiert werden müssen. Die letzten Kostenstudien stammen aus dem Jahr 2006.
Die Studien werden nun durch das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat (ENSI) unter Einbezug externer Experten überprüft.
Mehraufwand für Kraftwerkbetreiber
Die neue Kostenschätzung kostet die Betreiber Alpiq und BKW je gut 30 Millionen Franken mehr pro Jahr. Wie die beiden Stromgesellschaften am Donnerstag mitteilten, sind die Zahlen noch provisorisch. Keinen Kommentar gibt Axpo.