Der Österreicher Stefan Kraft gewinnt in Vikersund die neu geschaffene RAW-AIR-Tour durch Norwegen.
Der 5. Rang mit 237,5 und 215 m genügte am Sonntag in Vikersund dem Doppel-Weltmeister, um sich vor dem polnischen Tagessieger Kamil Stoch (238,5/237) und dem Deutschen Andreas Wellinger den Siegerscheck zu sichern.
Zur tragischen Figur mutierte Wellinger. Er führte vor dem letzten Sprung in der Overall-Wertung und sah nach einem schwachen Flug von Kraft (215 m) wie der sichere Sieger aus. Aber Wellingers 14. und letzter Wertungssprung in der zehntägigen Tournee missriet komplett – 10’000 statt 60’000 Euro hiess das in der Konsequenz.
Nach einer Anlauf-Verkürzung und fehlendem Aufwind-Polster setzte Wellinger bereits nach 166 m auf. «Ich bin stinksauer», schimpfte der 21-Jährige. Auch sein Trainer Werner Schuster, einst in Diensten von Swiss-Ski, übte Kritik: «Aus meiner Sicht gab es keinen Grund, den Anlauf zu verkürzen. Und wenn schon, hätte man sich für den letzten Springer der Konkurrenz mehr Zeit nehmen müssen. Es ist ärgerlich und bitter, dass es so ein Ende genommen hat.»
So schloss Kraft die belastende Serie, für die auch die jeweiligen Qualifikationen gewertet wurden, nach neun Wettkämpfen und 14 Sprüngen mit 25,5 Punkten Vorsprung auf Stoch ab. Als Wellinger ein letztes Mal abstiess, hatte er noch 8,2 Punkte vor Kraft gelegen.
Schweizer Rekord zählt nicht
Simon Ammann überzeugte mit Flügen auf 239,5 und 230 m. Ersterer wäre sogar als Schweizer Rekord anerkannt worden, wenn der Toggenburger nicht mit der Hand in den Schnee gegriffen hätte. Im Tagesklassement wurde der Schweizer 16. Bei seinem vermeintlichen Rekordflug genoss der 35-Jährige den stärksten Aufwind aller Konkurrenten. Ammann zog den Sprung am Schluss aus Respekt nicht mehr konsequent durch und nahm die Arme früh raus. Er sackte in den Hang und hielt dem Landungsdruck nicht ganz stand. Somit bleibt sein Hausrekord bei 238,5 m, aufgestellt im Vorjahr in Planica.
Ein Wermutstropfen in der hochklassigen Konkurrenz war ein Sturz des Amerikaners Kevin Bickner, der verletzt abtransportiert wurde. Im 1. Durchgang hatte er noch mit 244,5 m US-Rekord gesprungen. Im 2. Versuch zerfiel sein wackeliges Flugsystem unmittelbar vor der Landung und er knallte nach 234,5 mit der Brust fast ungebremst in den Hang. Sein Handzeichen von der Bahre lässt den Schluss zu, dass es ihn nicht all zu schlimm erwischt hat.