Stefan Kraft gewinnt beim Skifliegen in Planica das letzte Springen der Saison. Der Österreicher krönt sich so würdig zum Sieger im Gesamtweltcup.
Kraft hätte theoretisch noch von Kamil Stoch, der beim Weltcup-Finale in Slowenien Fünfter wurde, von der Spitze der Gesamtwertung verdrängt werden können. Aber auch der Pole musste die momentane Überlegenheit des 23-jährigen Salzburgers neidlos anerkennen. Das Springen vom Sonntag wurde nach einem Durchgang, der noch bei idealen Bedingungen stattfand, gewertet. Kraft stand bei seinem achten Saisonsieg einen Flug auf 250 m. Er gewann 8,1 Zähler vor dem Deutschen Andreas Wellinger. Dritter wurde der 44-jährige Japaner Noriaki Kasai. Simon Ammann setzte nach 220 m auf und belegte Platz 21.
Kraft, der als erster Österreicher seit Gregor Schlierenzauer vor vier Jahren den Gesamtweltcup gewann und somit die Nachfolge von Peter Prevc antritt, blickt auf eine tolle Saison zurück: Mit zwei WM-Goldmedaillen in Lahti, dem Skiflugweltrekord in Vikersund (253,5 m), dem Sieg bei der neuen Raw-Air-Tour durch Norwegen und dem Gewinn der Overall- und der Skiflug-Wertung ist er der Mann der zweiten Saisonhälfte. Einzig der Doppel-Olympiasieger Stoch schnappte ihm mit dem Sieg an der Vierschanzentournee eine prestigeträchtige Auszeichnung weg. Beim Klassiker über den Jahreswechsel war Kraft nach dem Auftaktsieg in Oberstdorf erkrankt.
«Es ist unglaublich, heute auch wieder ganz oben», meinte Kraft. «Es waren so viele schöne Momente, jedes Ereignis war irgendwie etwas ganz Spezielles. Eine Doppel-Weltmeisterschaft, das war historisch, der Weltrekord, das habe ich zuerst gar nicht so realisiert, dass das jedem so viel bedeutet, das war auch sehr schön. Da war ich aufgewühlt», fügte er an. Gleichwohl stellt er den Gesamt-Weltcupsieg auf die höchste Stufe. «Das ist halt doch eine Leistung über die ganze Saison, das fängt auch schon im Sommer an. Das ist sicher mein Karriere-Highlight, das wollte ich schon immer mal schaffen. Es war das grosse Ziel heuer, da vorne mitzumischen», betonte der Österreicher.
Kraft wird oft mit dem alpinen Dominator Marcel Hirscher verglichen, der wie er aus Salzburg stammt. Beide sind sie eher klein gewachsen, beide wurden diesen Winter Doppel-Weltmeister und beide gewannen die grosse Kristallkugel. Kraft will nun mit seiner Freundin eine Eigentumswohnung beziehen. Die Finanzierung wird kein Problem sein. An offiziellen WM-Prämien, Weltcup-Preisgeldern und «Raw-Air»-Geldern hat Kraft brutto rund 300’000 Franken verdient – dazu kommen noch verbandsinterne Prämien sowie Sponsorengelder.
Schwung mitnehmen
Simon Ammann beendete die Saison im 29. Rang der Weltcup-Gesamtwertung. Dieses Resultat ist für den Toggenburger ungenügend – im Vorjahr war er trotz seiner Schwäche bei der Landung noch 15. gewesen. Allerdings durchschritt Ammann im letzten Monat die Talsohle und zeigte zuletzt eine klare Aufwärtstendenz. Der 35-Jährige will diesen Schwung nun in seine sechste Olympiasaison mitnehmen.