Kranker Hacker darf in Grossbritannien bleiben

Die britische Regierung wird einen mutmasslichen Hacker wegen Selbstmordgefahr nicht an die USA ausliefern. Innenministerin Theresa May gab am Dienstag ihre Entscheidung vor dem Parlament bekannt. In den USA drohen dem Briten 60 Jahre Haft.

Aufnahme des mutmasslichen Hackers Gary McKinnon aus dem Jahr 2006 (Archiv) (Bild: sda)

Die britische Regierung wird einen mutmasslichen Hacker wegen Selbstmordgefahr nicht an die USA ausliefern. Innenministerin Theresa May gab am Dienstag ihre Entscheidung vor dem Parlament bekannt. In den USA drohen dem Briten 60 Jahre Haft.

Gary McKinnon wird vorgeworfen, in 97 Computer des US-Militärs und der Raumfahrtbehörde Nasa eingedrungen zu sein. In den USA wird vom grössten Fall dieser Art gesprochen. McKinnon hat die Taten gestanden, behauptet jedoch, er habe sich nur über UFOs informieren wollen. Er leidet an einer Form von Autismus.

Der 46-jährige Brite sei sehr krank, deshalb werde man ihn aus Menschenrechtsgründen nicht an die USA überstellen, sagte Innenministerin May am Dienstag in London. Es bestehe grosse Gefahr, dass er Selbstmord begehen werde, wenn er in die USA müsse. Stattdessen soll geprüft werden, ob ihm in seiner Heimat der Prozess gemacht wird.

Dem Entscheid zur Nichtauslieferung waren jahrelange Diskussionen vorangegangen. McKinnon hatte rund zehn Jahre durch verschiedene Instanzen gegen seine Auslieferung gekämpft.

Umstrittenes Abkommen

Der Fall hatte auch deshalb für Aufsehen gesorgt, weil er ein umstrittenes Abkommen zwischen den USA und Grossbritannien zum Austausch von Straftat-Verdächtigen in den Fokus rückte. Kritiker sind der Meinung, Grossbritannien werde dabei benachteiligt.

May erklärte, dass britische Gerichte in Zukunft mehr Möglichkeiten bekommen sollten, zu entscheiden, ob ein Prozess in Grossbritannien oder im Ausland sinnvoller sei.

McKinnons Mutter, Janis Sharp, die seit Jahren öffentlich für ihren Sohn eintritt, dankte May für die „Stärke und den Mut“ für diese Entscheidung. Menschenrechtsorganisationen begrüssten die Entscheidung ebenfalls. Der britische Premierminister David Cameron hatte sich gegen eine Auslieferung ausgesprochen.

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