Krawalle in Ferguson: Polizei setzt Tränengas und Blendgranaten ein

Nach dem Tod eines schwarzen Teenagers kommt die US-Kleinstadt Ferguson nicht zur Ruhe. Die Polizei setzte in der Nacht zum Dienstag erneut Tränengas und Blendgranaten gegen Randalierer ein – und nahm Journalisten fest. Bei den Zusammenstössen gab es sechs Verletzte.

Die Polizei setzte Tränengas und Blendgranaten ein (Bild: sda)

Nach dem Tod eines schwarzen Teenagers kommt die US-Kleinstadt Ferguson nicht zur Ruhe. Die Polizei setzte in der Nacht zum Dienstag erneut Tränengas und Blendgranaten gegen Randalierer ein – und nahm Journalisten fest. Bei den Zusammenstössen gab es sechs Verletzte.

Aus den Reihen der Demonstranten flogen nach Polizeiangaben Molotowcocktails. In der Menge seien auch Schüsse gefallen, die zwei Menschen verletzten, berichtete die Zeitung «St. Louis Post-Dispatch». Vier Polizisten seien durch Wurfgeschosse verletzt worden, teilte die Polizei mit.

Mindestens 31 Menschen wurden festgenommen, wie der Polizist Ron Johnson berichtete. Er rief die Bürger auf, in Zukunft tagsüber zu demonstrieren, um sich von Provokateuren abzusetzen. Die Provokateure kämen aus anderen US-Staaten angereist, um Unruhe zu stiften.

Journalisten erinnerte das Vorgehen der hochgerüsteten Polizei an Kriegstaktik. Polizisten hätten vom Dach gepanzerter Fahrzeuge aus ihre Waffen auf Demonstranten gerichtet.

Justizminister reist nach Ferguson

US-Präsident Barack Obama sagte zum Vorgehen der Ordnungshüter in den vergangenen Tagen: «Es gibt keine Entschuldigung für unverhältnismässige Härte der Polizei.» Justizminister Eric Holder werde an diesem Mittwoch nach Ferguson reisen, um sich ein Bild von der Lage zu machen.

Der US-Präsident hatte seinen Urlaub auf der Insel Martha’s Vineyard zwei Tage lang für die Regierungsarbeit in Washington unterbrochen. Holder hatte ihn über die Lage in Ferguson informiert. Das Justizministerium und das FBI ermitteln derzeit, wie es zum Tod des 18-jährigen Michael Brown vor zehn Tagen kam.

Journalisten festgenommen

Bei der Berichterstattung über die Proteste wurden auch drei deutsche Journalisten von der Polizei festgenommen. Laut einem Bericht der Zeitung «Die Welt» wurden die Journalisten Ansgar Graw und Frank Herrmann am Montag in Handschellen abgeführt und ins Gefängnis gebracht.

Drei Stunden später wurden sie aber wieder freigelassen. Graw schreibt für die «Welt»-Gruppe, Herrmann für Regionalzeitungen. Der am Montagabend festgenommene «Bild»-Reporter Lukas Hermsmeier wurde am Dienstag wieder freigelassen, wie das das Medienhaus Axel Springer in Berlin bestätigte.

Hintergrund der Festnahme soll die Aufforderung der Polizei gewesen sein, auf einer fast menschenleeren Strasse nicht stehenzubleiben. Die beiden Deutschen versicherten, der Aufforderung gefolgt zu sein. Allgemein hatte die Polizei mit Festnahmen wegen Zusammenrottung gedroht, wenn die Menschen nicht weitergingen.

Auch ein Fotograf von der Agentur Getty wurde am Montag in Ferguson verhaftet. Zuvor waren zwei Reporter in einem Fast-Food-Restaurant festgenommen worden. Ein Kamera-Team von Al-Jazeera soll von der Arbeit abgehalten worden sein.

Der Deutsche Journalisten-Verband erklärte, Übergriffe der Sicherheitskräfte auf Journalisten seien durch nichts zu rechtfertigen. Eine Sprecherin von Reporter ohne Grenzen betonte, Journalisten müssten ihre Arbeit machen können, ohne Angst vor der Polizei zu haben.

Gouverneur rief Nationalgarde

Missouris Gouverneur Jay Nixon hatte am Montag die Nationalgarde nach Ferguson gerufen, um der Polizei zu helfen, Ruhe und Ordnung wiederherzustellen. Danach war die Lage in der Stadt unweit der Metropole St. Louis als ruhig, aber sehr angespannt beschrieben worden. Erste Mitglieder der Nationalgarde trafen bereits in Ferguson ein.

Auslöser der Proteste war die Erschiessung eines schwarzen 18-Jährigen vor zehn Tagen durch einen weissen Polizisten. Auch eine Ausgangssperre von Mitternacht bis 05 Uhr konnte nicht verhindern, dass es seither immer wieder zu Ausschreitungen kam.

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