Die landesweit wichtigste Population des seltenen Dohlenkrebses ist ausgelöscht: In der Lützel bei Laufen wurden hunderte tote Tiere gefunden. Sie starben an der Krebspest, einer durch resistente fremde Krebsarten sowie Wassernutzer verschleppten Pilzerkrankung.
Vor rund einem Monat war die Krebspest schon im Basler Rhein sowie den lokalen Nebenflüssen Wiese und Birsig festgestellt worden. Dort fand man sie indes bei Signal- und Kamberkrebsen, unempfindlichen eingewanderten Arten. Diese Flüsse wurden zu Sperrgebieten erklärt, damit die Krebspest nicht von dort aus weiter verschleppt wird.
In der Lützel, die bei Laufen BL in die Birs mündet, ist nun jedoch der geschützte seltene einheimische Dohlenkrebs betroffen, wie die Baselbieter Volkswirtschafts- und Gesundheitsdirektion (VGD) am Montag mitteilte. Dessen bisher guter Bestand in der Lützel hat nationale Bedeutung, auch als Reservoir für Wiederansiedlungen.
Massnahmen uneinheitlich
Die Krebspest hat jetzt aber den Krebsbestand in der Lützel laut VGD «fast zu hundert Prozent» ausgelöscht. Bei den einheimischen Arten Stein-, Dohlen- und Edelkrebs endet die akut verlaufende und durch Sporen ansteckende Erkrankung fast immer tödlich. Unterhalb einer Befallsstelle gelten Gewässer als verloren für einheimische Krebse.
Bekämpft wird die Krebspest nun mit einem Verbot im ganzen Lützel-Einzugsgebiet, Krebse zu entnehmen und Krebse auszusetzen. Fischer werden überdies von den Behörden angewiesen, ihre Angelruten, Stiefel und weitere Utensilien zu desinfizieren, bevor sie diese in anderen Gewässern verwenden.
Die für Menschen ungefährliche Krebspest verschleppen können indes auch Badende, Kanuten oder Wasservögel und andere wandernde Tiere.
Der Kanton Jura, wo die Lützel (alias Lucelle) entspringt, wird nicht aktiv; laut VGD wird der Bach dort nicht befischt. Auch der Kanton Solothurn, dessen Exklave Kleinlützel betroffen ist, verzichte vorerst auf Massnahmen.
Reusen-Schlacht verloren
Signal- und Kamberkrebse werden als invasive Arten nicht nur in beiden Basel seit Jahren bekämpft. Unter anderem versuchte der Baselbieter Fischereiaufseher Daniel Zopfi mit enorm arbeitsintensivem Reusen-Abfischen unterhalb des Wehrs Duggingen seit 2006 das Aufsteigen der zahlreichen Signalkrebse in saubere Birsabschnitte zu verhindern.
Zum grössten Problem hat sich der amerikanische Signalkrebs entwickelt; den Namen verdankt er blauen Stellen an seinen Scheren. Weil dieser denselben Bach-Lebensraum liebt wie die Einheimischen, bedroht er den Dohlenkrebs. In der Lützel indes wurden gemäss der Mitteilung bislang noch keine Signalkrebse gefunden.
Im Gegensatz zu den robusteren, grösseren Einwanderern sind einheimische Krebse rar, weil sie zum Leben saubere naturnahe Gewässer brauchen. «Einheimisch» ist indes relativ: Mönche hatten die Edelkrebse im Mittelalter zum Verspeisen eingeführt.
Einheimische Krebse sind so selten geworden, dass man gegen die Neuen vieles versucht, etwa Austrocknen, Raubfische, Strom oder Gülle. Sie zu eliminieren, wie es geltendes Recht geböte, misslang. Grenzen setzen Verhältnismässigkeit und Akzeptanz, wie der Streit um eine Sumpfkrebs-Vergiftungsaktion im Schübelweiher in Küsnacht ZH Ende der 90er-Jahre zeigte.
Quellen
Eine Forschungsarbeit der ETH zum Schübelweiher in Küsnacht.