Ein serbischer Kriegsveteran hat bei einem Amoklauf südlich von Belgrad 13 Menschen getötet. Der 60-Jährige habe am Dienstagmorgen sechs Frauen und sechs Männer sowie ein zweijähriges Kind erschossen, berichtete die Polizei am Tatort im Dorf Velika Ivanca.
Die Opfer waren demnach Verwandte, die ausnahmslos im Schlaf überrascht wurden. Die Ehefrau des Täters wurde lebensgefährlich verletzt, ebenso der Amokläufer, der die Waffe gegen sich selbst richtete. Beide werden in einer Belgrader Klinik behandelt. Laut Polizeiangaben benutzte der Mann eine Pistole, die er legal besass.
Um 04.30 Uhr tötete der Mann zunächst mit einer Pistole seinen 42-jährigen Sohn durch einen Kopfschuss. Seine Ehefrau, die die Polizei informieren wollte, wurde noch am Telefon angeschossen.
Anschliessend drang der Täter in vier Nachbarhäuser ein, wo er weitere zwölf Menschen tötete. Er hätte noch weiter geschossen, wäre er nicht von der alarmierten Polizeistreife gestoppt worden, hiess es. Als der Amokschütze die Polizeibeamten sah, versuchte er sich mit einem Kopfschuss selbst zu erschiessen. Dabei verletzte er sich schwer.
Motiv bleibt im Dunkeln
Über das Motiv des von Nachbarn als friedfertig bezeichneten Mannes könnten noch keine Angaben gemacht werden, berichtete Polizeidirektor Milorad Veljovic am Tatort. Dieser liegt 50 Kilometer südlich von der serbischen Hauptstadt entfernt. Es gebe fast niemanden mehr, der aussagen könne, sagte der Polizeichef weiter.
Der Schütze war demnach bisher weder strafrechtlich noch psychiatrisch in Erscheinung getreten. Allerdings habe er 1991 im Krieg zwischen Serbien und Kroatien in der serbischen Armee gekämpft. Unklar blieb, ob die Bluttat eventuell mit diesen Kriegserlebnissen zusammenhängt. Vor einem Jahr hatten der Mann und sein Sohn ihre Arbeitsstelle bei einer slowenischen Firma verloren.
Ein «freundlicher, hilfsbereiter Nachbar»
Rund 30 Bewohner des 1700-Einwohner-Ortes standen am Dienstag fassungslos an der Absperrung, welche die Polizei um den Tatort errichtet hatte.
Eine Nachbarin beschrieb den Schützen als freundlich und hilfsbereit. «Nichts hat darauf hingedeutet, dass so etwas passieren könnte», sagte die etwa 60-jährige Stanica Kostadinovic. «Er war ein guter Nachbar, wie sein Sohn. Nett, fleissig, immer hilfsbereit.»
Erst am Vortag der Bluttat habe sie mit ihm gesprochen. «Ich habe ihn gefragt, wie es ihm gehe und er sagte, es gehe ihm gut. Er fragte mich, ob ich gesund sei».