Kritik an der Arbeit der ch Stiftung beim Sprachaustausch

Die Arbeit der ch Stiftung wird in einer Evaluation harsch kritisiert. Der Stiftung fehle eine substanzielle Grundlage für ihre Arbeit beim Sprachaustausch, urteilt das mit der Evaluation beauftragte Zürcher Büro.

Schüler empfangen gleichaltrige Kinder am Bahnhof (Symbolbild) (Bild: sda)

Die Arbeit der ch Stiftung wird in einer Evaluation harsch kritisiert. Der Stiftung fehle eine substanzielle Grundlage für ihre Arbeit beim Sprachaustausch, urteilt das mit der Evaluation beauftragte Zürcher Büro.

Die im Jahresbericht 2013 erwähnte Strategie «erfüllt aus unserer Sicht die minimalen Anforderungen an ein Strategiepapier nicht», heisst es darin weiter. Zudem scheine die 1967 gegründete Stiftung «kritische Rückmeldungen auszublenden» und eine «schlechtere Performance aufzuweisen, als sie selber gegen aussen darstellt».

Die kantonalen Austauschverantwortlichen nähmen die Arbeit der Stiftung als «zu langsam» wahr, zu viele Informationen würden zu wenig zielgerichtet verbreitet.

Die Stiftung soll im Auftrag des Bundes Sprachaufenthalte von Schülerinnen und Schülern innerhalb der Schweiz fördern. Dafür erhält sie vom Bundesamt für Kultur (BAK) rund eine Million Franken pro Jahr.

Über den im Januar erstellten Evaluationsbericht, welcher der Nachrichtenagentur sda vorliegt, berichteten die «Basler Zeitung» sowie die «Berner Zeitung».

16’000 statt 30’000 Teilnehmer

Der Bericht geht zudem auf die verfehlten Ziele bei der Zahl der Sprachaustausche ein. Bis 2016 sollten gemäss der 2011 geschlossenen Leistungsvereinbarung jährlich 30’000 Schülerinnen und Schüler einen Austausch absolvieren. Laut Angaben der ch Stiftung sind es derzeit jedoch nur rund 16’000 Teilnehmer.

Aufhorchen lässt ferner die Verwendung der Bundesgelder: Ganze 87 Prozent des jährlichen Budgets von rund einer Million fliessen demnach in Personal, Büro, Miete und Betrieb und nur 10 Prozent in Projekte und Öffentlichkeitsarbeit. Diese Verteilung decke sich allerdings «weitgehend mit den ursprünglichen Annahmen», heisst es im Bericht.

Alternativen prüfen

Die Autoren des Berichts stellen die Eignung der ch Stiftung für die Förderung des Sprachaustauschs grundsätzlich in Frage: Man tue sich schwer mit der Vorstellung, die Fördergelder des Bundesamts auch künftig der Stiftung anzuvertrauen.

Die Übergabe des Mandats an eine andere Trägerschaft solle geprüft werden – in Frage käme zum Beispiel eine Fachstelle der Erziehungsdirektorenkonferenz. Bleibe das Mandat allerdings bei der ch Stiftung, müsse diese wirksame Massnahmen treffen, um den Sprachaustausch zu verbessern.

Beim Bundesamt für Kultur hiess es auf Anfrage, es seien seit Ende 2014 Gespräche zur künftigen Organisation der Austauschförderung im Gang. Gemäss dem Leiter der Sektion Kultur und Gesellschaft, David Vitali, soll der Entscheid über die zukünftige Trägerschaft bis Ende Jahr fallen. «Die Frage ist, wie der Auftrag künftig umschrieben werden soll und von wem und wie er ausgeführt werden kann.»

Die Ende 2014 auslaufende Leistungsvereinbarung mit der ch Stiftung hat das BAK befristet bis Ende 2015 verlängert.

1,5 Millionen statt 1 Million

Ab 2016 will der Bundesrat die finanziellen Mittel für die Förderung des Sprachaustauschs innerhalb der Schweiz von rund einer Million Franken auf 1,5 Millionen Franken aufstocken. Dies im Rahmen der Kulturbotschaft 2016-2020, die derzeit im Parlament beraten wird.

In der Botschaft schlägt der Bundesrat ausserdem vor, den Sprachaustausch neu auch über eine Direktförderung zu unterstützen. Die bestehende Rechtsgrundlage erlaubt lediglich die Unterstützung von Grunddienstleistungen. In den Augen von David Vitali relativiert sich damit auch die Kritik: «Die ch Stiftung kann gar nicht viel mehr machen, als sie heute macht.»

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