Die UNO-Klimakonferenz in Lima hat sich in einem Minimalkonsens auf erste Grundlagen für einen Weltklimavertrag verständigt. Die 195 Länder verabschiedeten in der Nacht zum Sonntag einen Beschlusstext. Allerdings kam sogleich Kritik von Umweltorganisationen an den aus ihrer Sicht mageren Resultaten.
Die Minimalziele seien «ganz knapp» erfüllt worden, heisst es vom WWF, die Vorgaben für ein neues globales Klima-Abkommen vorhanden. Nun brauche es aber von allen Ländern klare CO2-Reduktionsziele, auch von der Schweiz.
In der peruanischen Hauptstadt habe der Optimismus eine «Pause gemacht», wurde Patrick Hofstetter vom WWF Schweiz und Mitglied der Schweizer Delegation am Sonntag in einem Communiqué zitiert. Immerhin seien klarere Vorgaben erreicht worden, wie sämtliche Länder nun ihren gerechten Beitrag an den Klimaschutz ermitteln und melden müssen.
Die Schweiz müsse ihren Treibhausgas-Ausstoss im Inland bis 2030 um 60 Prozent gegenüber 1990 senken. Nur so könne das Land einen angemessenen Beitrag an das Ziel von maximal zwei Grad Erwärmung leisten. Die bisher von der Schweiz festgeschriebenen Reduktionsziele fürs Inland umfassen den Zeitraum bis 2020. Bis dahin sollen die Treibhausgas-Emissionen um mindestens 20 Prozent gegenüber 1990 gesenkt werden.
BAFU: Positionen noch weit auseinander
Für ein globales Klima-Abkommen braucht es laut dem Bundesamt für Umwelt (BAFU) noch grosse Anstrengungen, um die verschiedenen Positionen anzunähern. Die erste Verhandlungssitzung wird im Februar in Genf stattfinden.
Für die Schweiz besonders wichtig sei, dass die bisherige Unterscheidung zwischen Industrie- und Entwicklungsländern fallen gelassen wurde. Stattdessen sollen nun Kriterien wie die Verantwortung für die Klimaerwärmung und die verfügbaren Kapazitäten zur Senkung der Emissionen gelten.
Damit wird laut BAFU die heutige Situation besser berücksichtigt, insbesondere in Bezug auf die Schwellenländer, die zu den Grossemittenten gehören.
Die Schweiz hätte sich verpflichtende Massnahmen gewünscht. Aber jene, die von Lima eine Lösung aller entscheidenden Fragen erhofft hatten, seien von unverhältnismässigen Erwartungen ausgegangen, sagte der Schweizer Delegationschef, Franz Perrez der Nachrichtenagentur sda.
Vage Kriterien im Abschlussdokument
Der Beschlusstext von Lima enthält aber nur sehr vage Kriterien für die nationalen Klimaschutzzusagen, die im Frühjahr 2015 vorgelegt werden sollen. Umweltverbände sprachen von einem «gefährlich schwachen Text».
«Das Dokument ist verabschiedet», sagte Perus Umweltminister Manuel Pulgar-Vidal, der als Gastgeber die Verhandlungen leitete, zum Applaus und Jubel der erschöpften Delegierten.
Zudem wurde ein allgemeiner Zeitplan für die weiteren Verhandlungen beschlossen, die beim UNO-Klimagipfel in Paris in Dezember 2015 zum Abschluss eines neuen dauerhaften und bindenden Klimaabkommens führen sollen.
Der in Lima verabschiedete Rohentwurf für einen Weltklimavertrag ist dem Beschluss als Textanhang angefügt. Die 37 Seiten umfassende Vorlage enthält allerdings mehr Fragen als Antworten, denn sie listet zahlreiche unterschiedliche Optionen auf, die von den Delegationen in Lima lediglich als eine erste Verhandlungsgrundlage formell anerkannt wurden.
Einzelheiten werden in Paris verhandelt
Die Details werden erst Anfang Dezember 2015 auf der UNO-Klimakonferenz in Paris verhandelt und entschieden. Das übergreifende Ziel ist es, die Erderwärmung auf höchstens zwei Grad zu begrenzen.
Nach Studien des Weltklimarates müssten für eine Begrenzung der Erderwärmung auf zwei Grad die Emissionen weltweit um 40 bis 70 Prozent bis 2050 reduziert werden, und auf nahe null bis Ende des Jahrhunderts.
Insgesamt war zwei Wochen lang in Lima um die Aufteilung der Lasten zwischen Industrie-, Schwellen- und Entwicklungsländern gerungen worden, wobei bis zuletzt eine Einigung fraglich schien.