Kroatien feiert – Serbien trauert: In Zagreb haben die Feiern zum Sieg über die Serben vor zwanzig Jahren mit einer Militärparade begonnen. Belgrad kritisiert derweil den Jubel scharf. Die Beziehungen zwischen beiden Nachbarstaaten bleiben angespannt.
Das jüngste EU-Mitglied Kroatien feierte den Sieg über die aufständischen Serben im Bürgerkrieg pompös: Soldaten, Folkloregruppen und Formationen in historischen Kostümen aus dem gesamten Land zogen am Dienstagabend in Zagreb an der Ehrentribüne mit Staatspräsidentin Kolinda Grabar-Kitarovic und der Regierung vorbei.
Die Militärparade im Zentrum hatte mit einer Schweigeminute für die knapp 16’000 getöteten oder immer noch vermissten Kroaten begonnen. An einem Kran wurde eine überdimensionierte Nationalfahne in die Höhe gehoben.
Flugzeuge überflogen den Aufmarsch. Tausende Bürger applaudierten am Strassenrand. Zeitgleich wurden in ganz Kroatien in vielen Städten Nationalflaggen aufgezogen. Die Siegesfeiern werden am Mittwoch in Knin, der früheren Hauptstadt der Serben-Krajina, fortgesetzt.
Gegenseitige Schuldzuweisungen
Zuvor hatte Serbiens Staatspräsident Tomislav Nikolic bei einer Gedenkfeier noch einmal Kroatien die Schuld für 250’000 aus Kroatien vertriebene Landsleute gegeben. Dennoch seien «Serbien und die Serben bereit für Vergebung und Befriedung, aber das hängt nicht nur von uns ab», sagte er vor den Toren Belgrads.
Die Beziehungen zwischen beiden Nachbarstaaten sind seit langem gespannt. Dabei geht es um die Vergangenheit im Zweiten Weltkrieg, als Kroatien und Serbien auf gegensätzlichen Seiten standen.
Daneben kochen in letzter Zeit auch Streitigkeiten um offene Grenzfragen wieder hoch. Schliesslich gibt es Kontroversen um eine Fülle von Eigentumsfragen, die Zahlung von Kriegsentschädigungen und die Rückgabe geraubter Kulturgüter. Die neue Konfrontation durch die Siegesfeiern könnte die Beziehungen zusätzlich belasten.
Bekannte Militäraktion «Sturm»
Im Bürgerkrieg zwischen 1991 und 1995 hatte sich die serbische Minderheit in Kroatien mit finanzieller und militärischer Unterstützung aus Belgrad von Kroatien getrennt. Die Gründung der unabhängigen serbischen Republika Krajina war die Reaktion auf die Abspaltung Kroatiens von Jugoslawien.
Die Krajina umfasste rund ein Drittel des kroatischen Staatsgebietes. Am 4. August 1995 begann die kroatische Armee die Militäraktion «Sturm», mit der die Krajina-Serben besiegt wurden. Am 5. August 1995 wurde Knin erobert, die Hauptstadt der Serbenrepublik Krajina.