Der neue kroatische Präsident wird in einer Stichwahl bestimmt. Das amtierende Staatsoberhaupt Ivo Josipovic gewann als Kandidat der Sozialdemokraten am Sonntag die Abstimmung für seine Wiederwahl, verfehlte aber wie erwartet die erforderliche absolute Mehrheit.
Sein Sieg fiel am Sonntag deutlich knapper aus als von allen Umfragen vorhergesagt. Wie die staatliche Wahlkommission nach Auszählung von über 70 Prozent aller Wahllokale mitteilte, errang der 57-Jährige 39,1 Prozent der Stimmen. Die Kandidatin der grössten Oppositionspartei HDZ, Kolinda Grabar Kitarovic, landete mit 36,7 Prozent auf dem zweiten Rang.
Da keiner von beiden die erforderliche absolute Mehrheit errang, müssen sie in zwei Wochen in die Stichwahl. Dabei sei entscheidend, wer die Wähler der beiden abgeschlagenen Kandidaten für sich gewinnen kann, erläuterten Wahlexperten.
Der 24 Jahre alte Student und «Bürgerschreck» Ivan Sincic war die eigentliche Überraschung des Wahltages. Er erreichte mit seiner Fundamentalkritik am «politischen Establishment» und an den Banken aus dem Stand 16,7 Prozent der Stimmen. Auf dem letzten Platz landete der Konservative Milan Kujundzic mit 5,9 Prozent.
Gegen Korruption, für EU-Beitritt
Bei seiner ersten Wahl 2009 war Josipovic vor allem mit dem Versprechen angetreten, die Korruption zu bekämpfen. Tatsächlich wurden in den zurückliegenden Jahren ein Ministerpräsident und mehrere Minister wegen Korruption verurteilt.
Beim EU-Beitritt Kroatiens im Sommer 2013, seinem zweiten grossen Versprechen, liess der 57-jährige Juraprofessor und Hobby-Komponist es sich nicht nehmen, die Europahymne, Beethovens «Ode an die Freude», auf dem Klavier zu spielen.
Mehrere bedeutende Ämter
Die 46-jährige Grabar-Kitarovic hatte schon mehrere bedeutende Ämter inne. Die ehemalige kroatische Botschafterin in Washington wurde 2011 zur stellvertretenden Generalsekretärin der NATO berufen. Sie warf Josipovic im Wahlkampf vor, er sei mit dem Versuch gescheitert, die Regierung zu Reformen zu ermuntern.
Kroatien wird derzeit von einer schweren Wirtschaftskrise heimgesucht, die bei den 4,2 Millionen Einwohnern der früheren jugoslawischen Teilrepublik für Unmut sorgt. Die Arbeitslosenquote liegt bei 20 Prozent, bei den jungen Erwachsenen ist sogar jeder Zweite ohne Job.