Bei einer Annahme der 1:12-Initiative zur Begrenzung der Managerlöhne droht der Logistikkonzern Kühne+Nagel mit einer Abwanderung ins Ausland: «Wir müssten wohl unseren Hauptsitz aus der Schweiz abziehen», sagte Mehrheitsaktionär Klaus-Michael Kühne.
«Ich sehe nicht, wie wir unsere Topmanager dann noch nach den heutigen Massstäben bezahlten sollten. Unsere Erfolgsstory wurde jahrzehntelang von der Schweiz aus gesteuert. Das wäre dann wohl vorbei», sagte Kühne im Interview mit der Zeitschrift «Bilanz», das heute vorab veröffentlicht wurde.
Mit der Initiative, über die am 24. November abgestimmt wird, wollen die Jungsozialisten (JUSO) die Lohnspannweite begrenzen: Der Topverdiener in einem Unternehmen soll im Monat nicht mehr verdienen als der am schlechtesten entlöhnte Mitarbeiter in einem Jahr.
Warnung vor Beispiel Deutschlands
Für Kühne+Nagel seien die Rahmenbedingungen in der Schweiz noch immer vergleichsweise gut. Doch es bestehe die Gefahr, dass die Schweiz den Weg nehme, den Deutschland Ende der sechziger Jahre genommen habe, sagte der einstige Konzernchef.
«Gewisse Gesellschaftsschichten verlangen staatliche Eingriffe in die freie Wirtschaft, und das macht mir grosse Sorgen», sagte Kühne, dessen Vater 1969 den Konzernsitz in die Schweiz verlegt hatte, nachdem in Deutschland die SPD an die Macht gekommen war.
Die 1:12-Initiative sei weltweit einmalig, sagte Kühne: «Das ist das Letzte, was ich in einem so bürgerlich und konservativ ausgerichteten Land erwartet hätte.» Dazu kämen noch andere wirtschaftlich bedenkliche Vorstösse wie zur Erbschaftssteuer und zum Mindestlohn.
Er könne verstehen, wenn man sich an hohen Löhnen stosse, sagte Kühne: «Besonders im Verwaltungsrat finde ich sie unangemessen.»Bei der Konzernleitung sei er gegen feste Obergrenzen, «aber alles was in Richtung 10 Millionen Franken geht, scheint mir für jeden Manager entschieden zu hoch, wo immer er auch arbeitet.»