Der wahrscheinliche künftige Präsident der Erziehungsdirektoren, Christoph Eymann, kritisiert die Integration verhaltensauffälliger Kinder in normale Schulklassen. Diese Praxis habe sich nicht bewährt.
Christoph Eymann kritisiert die Integration verhaltensauffälliger Kinder in normale Schulklassen. Diese Praxis habe sich nicht bewährt. Lehrer müssten deshalb die Möglichkeit haben, einen Schüler zumindest vorübergehend wieder aus der Klasse zu entfernen. «Es darf nicht sein, dass sich ein Lehrer bis zur emotionalen Erschöpfung verausgabt wegen eines Kindes in der Klasse, das nicht integrierbar ist», sagte Eymann im Interview mit der «NZZ am Sonntag».
Der liberale Basler Erziehungsdirektor fasst damit ein heisses Eisen an. Im Zuge der Reformen im Bildungswesen haben in den vergangenen Jahren immer mehr Kantone und Gemeinden die integrative Schulungsform eingeführt: Statt in einer Sonderklasse werden Schülerinnen und Schüler mit Lern-, Leistungs- oder Verhaltensschwierigkeiten in der Regelklasse unterrichtet.
«Unterricht kommt zum Erliegen»
Es gehe um jene Kinder, «die man früher als schwer erziehbar, später als verhaltensoriginell bezeichnete und heute als verhaltensauffällig», sagte Eymann im Interview. Einer oder zwei solcher Schüler reichten bereits, und der Unterricht komme zum Erliegen: «Die integrative Schule hat sich diesbezüglich nicht bewährt, das sagen viele Lehrpersonen.» Es brauche deshalb rasch Anpassungen, sonst würden immer mehr Klassen die Lernziele nicht erreichen.
Eymann schlägt zwei mögliche Wege vor: Entweder müsse die Betreuung der Schüler personell verstärkt werden oder aber es müsse wieder vermehrt eine «selektive Aussonderung» erlaubt werden: «Der Lehrer muss die Möglichkeit haben, einen Schüler mindestens temporär aus der Klasse zu entfernen.» Dort, wo die Sonderschulen nicht ganz abgeschafft wurden, könnte man sie wieder aufstocken.
Christoph Eymann ist seit 2001 Regierungsrat im Kanton Basel-Stadt; er gehört der Liberal-Demokratischen Partei (LDP) an. Eymann gilt als gesetzter Nachfolger von Isabelle Chassot als Präsident der Erziehungsdirektorenkonferenz (EDK). Die Freiburger Staatsrätin tritt im November ihr neues Amt als Chefin des Bundesamts für Kultur an.