Mit «Gerhard Richter Painting» kommt ein sehenswerter Dokumentarfilm über einen Künstler ins Kino. Meistens jedoch werden Künstlerbiografien hollywoodesk verfilmt. Wir haben 7 der sehenswertesten ausgesucht.
Künstler bieten fast immer Stoff für Filme. Sie kämpfen, gegen sich selbst, gegen das Establishment, gegen den Ruin. Sie quälen sich, schneiden sich Ohren ab, suchen das Drama. Die interessantesten Künstlerbiografien werden auf die Kinoleinwand gebracht, die Künstler von grossen Stars gespielt. Seltener kann man Künstlerdokus im Kino sehen, wie jetzt gerade «Gerhard Richter Painting» (Filmkritik siehe hier). Unsere Liste, die nicht als Rangliste verstanden werden soll, sondern als subjektive Erinnerung, versammelt darum vor allem halbwahre, halbfiktive Filme.
1. Love is the Devil (A Study for a Portrait of Francis Bacon), 1998
Der junge Daniel Craig nackt in der Badewanne – das allein könnte für manche Frau Grund genug sein, diesen Film zu gucken. «Love is the Devil» ist ein hervorragender Film, wenn auch die Musik manchmal zu überkünstelt ist. Die Bilder zeigen Fragmente von Gedanken, Seelenzuständen, gefilmt wie eines von Francis Bacons Gemälden: Verzerrt, verstörend. Inspiriert von Zitaten, Begebenheiten und Werken begibt sich der Film auf Spurensuche nach der dramatischen und verzehrenden Liebesbeziehung zwischen Bacon und dem Einbrecher und Modell Deorge Dyer.
2. Exit through the Giftshop, 2010
Ja was nun? Ist dieser Film nun Doku oder Fiktion? Egal, er macht Spass. «Exit through the Giftshop» gibt sich als Dokumentarfilm aus, gedreht vom Street-Art-Künstler Banksy. Der Mann mit der Maske legt diese aber auch hier nicht ab. Stattdessen zeigt er anhand der (realen? erfundenen?) Figur Thierry Guetta die Schizophrenie des Kunstbetriebs. Ein glänzend gemachter Film.
3. Frida, 2002
Temperamentvoll schildert Regisseurin Julie Taymor die Biografie Frida Kahlos, aufgehängt an deren Liebesbeziehung zum Maler Diego Rivera. Kahlo verarbeitete in ihren Bildern ihre gesundheitlichen Probleme, kehrte ihr Innerstes nach aussen. Der Film ist etwas zu sehr Hollywood, zu viel wilde Romantik, zu viel Drama. Aber trotzdem sehenswert.
4. Urs Fischer, 2010
Eine der wenigen Kinofilm-Dokus. Das «Wild Child» der Schweizer Kunstszene, Urs Fischer, bereitet eine Ausstellung in New York vor, Filmemacher Iwan Schuhmacher folgt ihm mit der Kamera. Wir sehen Fischer als Künstler, der nicht im Atelier brütet, sondern lieber mit Teammitgliedern und Hund Reginald eine Runde Tischtennis spielt. Und trotzdem irgendwie und irgendwann die Museumsräume mit Kunst füllt. Unterhaltsam.
5. Girl with a Pearl Earring, 2003
Basierend auf einem Roman von Tracy Chevalier wird hier die Geschichte des wohl berühmtesten Gemäldes von Jan Vermeer erzählt. Scarlett Johansson als junge Dienstmagd und Inspiration für den Maler zieht die Blicke auf ihren Schmollmund, Colin Forth gibt einen überzeugenden verschlossenen, leicht cholerischen Vermeer – wenn auch niemand über den realen Charakter des Künstlers aus dem 17. Jahrhundert Bescheid weiss. Ein schöner, romantischer Streifen über ein Paar ohne Chance, ohne Anspruch auf Wahrheitsgehalt.
6. Camille Claudel, 1988
Gérard Dépardieu als Auguste Rodin? Allein schon ein Grund für den Griff in die DVD-Kiste! Isabelle Adjani als Camille Claudel mag der der andere sein. Hat bereits ein paar Jahre angesetzt, doch die Liebesgeschichte zwischen dem exzentrischen Bildhauer und der «ersten» Bildhauerin ist heute zurecht ein Klassiker.
Einen Platz haben wir noch zu vergeben, an wen bloss? An «Pollock», an «Goyas Geister», an «I shot Andy Warhol» (ein wirklich guter Film!)? Nein, wir nehmen diesen:
7. Basquiat, 1996
Jean-Michel Basquiat: Noch ein «Wild Child», eins mit Rastalocken diesmal. Eines, das in wenigen Jahren viel Kunst schuf und zur Ikone aufstieg. Das in jungen Jahren an einer Speedball-Überdosis starb. Ein rasantes Leben, von Basquiats Künstlerfreund Julian Schnabel spannend verfilmt – und, nur so ganz nebenbei, mit David Bowie als Andy Warhol.