Mittelmeer-Diät und Fastfood-Restaurants haben wir den alten Römern zu verdanken. Denn Essen auf der Strasse gehörte im Römischen Reich zum Alltag – von gesalzenen Erbsen bei den Gladiatorenkämpfen bis zu frittierten Fischen auf dem Heimweg von den Bädern.
Dass die Ernährung eines Reiches mit rund 50 Millionen Menschen vor mehr als 2000 Jahren eine Herausforderung war, zeigt eine Ausstellung in Italiens Hauptstadt. Noch bis Oktober zeigt das Museum Ara Pacis «Die Ernährung des Reiches von Rom bis Pompeji».
Die Versorgung der Bevölkerung war entscheidend für die römischen Kaiser: Lebensmittelknappheit hätte Aufstände zur Folge haben können – ein Risiko, das Augustus (63 vor bis 14 n.u.Z.) nicht eingehen wollte. Also machte er den Import von Weizen, Öl, Wein und anderen Nahrungsmitteln zur obersten Priorität – was die Küche revolutionierte und die viel gerühmte Mittelmeer-Diät hervorbrachte.
«Die von den Römern für ihre Ernährung entwickelte Logistik ist faszinierend», sagt Kuratorin Orietta Rossini. Vor allem die Versorgung der Hauptstadt mit einer Million Menschen sei eine Herausforderung gewesen: Rom war die grösste Stadt der Geschichte, bis die industrielle Revolution London erreichte.
Kaiser als «alleiniger Versorger»
Das eroberte Ägypten war der Kornspeicher des Reiches. Private Schiffseigner brachten jeden Monat bis zu 500 Tonnen Weizen von Alexandria nach Rom – ein frühes Beispiel der heutigen Public-Private Partnerships, sagt Rossini.
Der Kaiser war «der alleinige Versorger, der einzig Verantwortliche für die Lieferung von Lebensmitteln». 20’000 Bürgern – also freie Männer über 17 Jahren – teilte Augustus monatlich je 35 Kilogramm Weizen zu.
Später übernahmen die afrikanischen Provinzen die Rolle Ägyptens: Von Karthago im heutigen Tunesien war Getreide in drei Tagen im römischen Hafen Ostia. Auch Wein, der zu Schleuderpreisen verkauft wurde, sowie Öl und Fleisch wurden importiert. Vor allem Obst und Gemüse war beliebt. «Tiberius liebte Gurken, Augustus Spargel», weiss Rossini.
Zum Mittagessen in die Thermopolia
Ein typischer Tag im antiken Rom begann mit dem «Jentaculum» oder Frühstück aus gesalzenem Brot, getrockneten Früchten, Käse und Eiern mit Milch oder Wein. Das «Prandium» oder Mittagessen gab es an den Thermopolia – Vorläufern der heutigen Fastfood-Restaurants – oder in den Popinae genannten Weinschenken, die von den niederen Schichten frequentiert wurden und auch Glücksspiel und Prostitutierte boten.
Abends veranstaltete die Oberschicht üppige Bankette, bei denen auch Pfauenzungen oder geschmorte Siebenschläfer auf den Tisch kamen. Die übrige Bevölkerung ernährte sich von frischem Gemüse, Eintöpfen und gelegentlich einem Stück Fleisch.
In Eintöpfe kamen Bohnen, Erbsen, Kichererbsen, Linsen, Zwiebeln sowie Pinienkerne, Datteln und Mandeln. Gewürzt wurde mit Kreuzkümmel, Koriander, Sesam und Pfefferminzsamen.
Französischer Wein bereits in der Antike beliebt
Globalisierung gab es schon damals: Der Wein kam aus Gallien und Zypern, das Öl aus Andalusien, der Honig aus Griechenland und das Garum – eine fermentierte Fischsauce – aus Portugal. In der Ausstellung sind verkohlte Lebensmittel zu sehen, die in den Überresten der im Jahr 79 zerstörten Stadt Herculaneum entdeckt wurden – darunter schrumpelige Feigen aus römischer Zeit.
Lebensmittel waren so wichtig, dass Kaiser Diokletian, der von 284 bis 305 regierte, sogar die Preise kontrollierte. Zwei Hühner waren für 60 Silberlinge zu haben, ein halber Liter Falerner Wein für 30, 300 Gramm Schweinefleisch für 12 und 25 Feigen für vier Silberlinge. Ein Bäcker verdiente durchschnittlich 50 Silberlinge am Tag.