Kultwerk #60: The Meaning Of Life

In ihrem letzten Spielfilm machten sich die Komiker von Monty Python über den Sinn des Lebens lustig.

Die Geschichte einer Geburt, mit einer Maschine, die ping macht: Monty Python in «The Meaning Of Life». (Bild: Filmstill)

In ihrem letzten Spielfilm machten sich die Komiker von Monty Python über den Sinn des Lebens lustig.

1980 raufte sich das britische Komikerkollektiv Monty Python, das 1968 mit der BBC-Serie «Flying Circus» den englischen Humor neu definiert hatte, ein letztes Mal zusammen. John Cleese, Terry Gilliam, Terry Jones, Graham Chapman, Eric Idle und Michael Palin zogen sich nach Jamaika zurück. In der Abgeschiedenheit der Karibik war es ihnen schon einmal gelungen, ein Buch für einen hervorragenden Film zu schreiben: Ihre Jesus-Persiflage «Life Of Brian» hatte ihnen 1979 weltweiten Erfolg beschert.

John Cleese
Von allen sechs Monty-Python-Mitgliedern hat er die grösste Schauspielkarriere hingelegt: John Cleese, Jg. 1939.
Der britische Hüne feierte in den 70er-Jahren mit der Sitcom «Fawlty Towers» Erfolge, schrieb 1988 den Spielfilm-Knaller «Ein Fisch namens Wanda» und spielte Nebenrollen in Kassenschlagern wie «3 Engel für Charlie» sowie in James-Bond– und Harry-Potter-Verfilmungen.

Ansammlung an Sketches

Doch die Vorzeichen waren diesmal nicht dieselben: Die Komiker hatten Soloprojekte, sprich sich auseinandergelebt. Es harzte beim gemeinsamen Drehbuchschreiben, mehrere Ideen lagen auf dem Tisch, unter anderem eine mit dem Projekttitel «3. Weltkrieg». Am Ende einigte sich das Sextett auf eine Ansammlung an Sketches, die sich sieben Stadien eines Menschenlebens widmeten – von der Geburt über die Adoleszenz bis zum Tod. Den «Sinn des Lebens», wie der Titel verspricht, erfährt man nicht. Aber einiges, was unser Leben ausmacht: Schule, Familie, Sex, Krankheit, Essen, Religion: Monty Python ist nichts zu heilig, um sich nicht darüber lustig zu machen – weder eine Organtransplantation noch der Sensenmann. Angereichert werden die Episoden mit surrealen Momenten, etwa sprechenden Fischen oder der selbstdeklarierten «Mitte des Films», zu der man als Zuschauer eigens begrüsst wird.

Unappetitlicher Höhepunkt

An den Filmfestspielen von Cannes wurde «The Meaning Of Life» 1983 mit dem Grossen Preis der Jury ausgezeichnet, was angesichts des Œuvres von Monty Python schmeichelhaft ist: Der Mittel­alter-Film «Ritter der Kokosnuss» (hier in voller Länge zu sehen!) oder das neutestamentliche «Leben des Brian» (auch dieser ist online vollständig verfügbar) waren kompakter und brillanter.

Dennoch enthält auch ihr letzter Spielfilm einige unvergessliche Szenen: Man erinnere sich nur an die Szene in einem Gourmetrestaurant, worin ein schmieriger Barpianist einen «Penis Song» anstimmt, ehe die Kamera den unstillbaren Hunger des fetten Mr. Creosote einfängt, der sich Wampe und Lampe füllt, bis er kübelweise kotzt und schliesslich explodiert. Damit servieren uns die Briten einen ekligen Höhepunkt in ihrem Tabubruchreigen, führen uns vor, wie unbelehrbar und simpel der Mensch doch ist – und dass man besser darüber lachen sollte.

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 28.12.12

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