Vor 30 Jahren starb der spanische Filmemacher Luis Buñuel. Sein früher Film wurde zu einem Aushängeschild des Surrealismus.
«Das Kino», schrieb Hugo von Hofmannsthal, «ist der Ersatz für die Träume.» Warum dann nicht gleich seine Träume verfilmen? Als der junge spanische Filmenthusiast Luis Buñuel Mitte der 20er-Jahre zu den Pariser Surrealisten stiess, träumte man dort um die Wette. «Ein andalusischer Hund» ist der berühmteste Film des Surrealismus, und er entstand 1929 aus dem Austausch zweier Träumer.
Luis Buñuel (1900–1983) gehört zu den wichtigsten Regisseuren des 20. Jahrhunderts und war ein wichtiger Vertreter des Surrealismus. Seine produktivste Zeit hatte er in den 50er-Jahren, als er in Mexiko lebte. Sein kommerziell erfolgreichster Film jedoch wurde «Belle de Jour» mit Catherine Deneuve in der Hauptrolle.
Buñuel hatte seinen Landsmann und surrealistischen Weggefährten Salvador Dalí in Spanien wiedergetroffen, und die Träume, die sie sich erzählten, wirkten wie eine Initialzündung. Buñuels Vision einer Wolke, die den Mond durchschneidet wie ein Auge, und Dalís Eingebung einer Hand, aus der Ameisen herauslaufen, waren nur der Anfang. In ihrem gemeinsamen Stummfilmdrehbuch fügen sich diese Einfälle in ein gänzlich absurdes Szenario, das Buñuel in glasklaren Bildern auf die Kinoleinwand übertrug: Die Brüste einer Frau, die sich in den Händen eines Mannes in einen Po verwandeln oder der Mann, der hinter sich zwei Konzertflügel herzieht, bedeckt mit toten Eseln, wurden zu Ikonen des modernen Films. Und die Aufnahme der ein Auge durchtrennenden Rasierklinge – tatsächlich stammte das Sehorgan von einer Kuh – zur wohl beliebtesten Mutprobe unter Kunst- und Filmliebhabern.
Komplettiert wird dieser zeitlose Klassiker des Kinos, dessen Einfluss bis in unsere Youtube-Ära selbstgemachter Musikvideos reicht, durch die Musik: Obwohl der Filmemacher lediglich abwechselnd zwei Schellackplatten unterlegte – Wagners «Tristan und Isolde» sowie argentinische Tangos –, konnte bislang kein Filmkomponist mit etwas Besserem aufwarten. Mauricio Kagel immerhin löste das Problem höchst elegant, indem er – in seiner Vertonung für das Schweizer Fernsehen – jaulende Hunde wählte. Übertreffen allerdings liess sich dieser Film wohl nie, nicht einmal von Buñuel selbst, der nach seinem Erstling zu einem der bedeutendsten Regisseure des Weltkinos aufstieg. Pathos und Spiel, Schweres und Federleichtes verbinden sich in diesem Jugendwerk so selbstverständlich wie im Traum.